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„Glückliche US-Rinder

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Mode oder Marotte - die amerikanische Realität ist nun einmal so: Auf immer mehr Speisekarten amerikanischer Restaurants sind die angebotenen Fleischgerichte mit zusätzlichen Erklärungen versehen, die beispielsweise im Falle von Steaks von „glücklichen Rindern“, keinen „eingepferchten“ sprechen.

Unglaublich? Vielleicht -bestimmt aber wahr, wie das Beispiel - eines von vielen -des teuren, luxuriösen Restaurants „City Cafe“ in Washington belegt. Da heißt es doch hinter „Delmonico-Steak“ allen Ernstes: „Rind graste bis zur Schlachtung auf grüner Weide im Staate Utah, beim Großzüchter Smith.“ Ähnlich werden andere Fleischgerichte „erläutert“, im Falle eines Schweineschnitzels etwa wird von „streßfreier Sau“ gespro-

chen, hinter einem Gericht „Regenbogenforelle“ heißt es: „Aus dem Bach Sloake in West Virginia - bestes, sauberes. Wasser“. In Washington gibt es mehrere Restaurants, die derartige Speisekarten offerieren, darunter auch das „Nora Pouillon“. Auch in New York und Los Angeles sowie Chika-go steigt die Zahl der Speise-Etablissements, die ihre Menüs derart „verzieren“.

Streß, so argumentieren die Befürworter der Steaks von „glücklichen“ Rindern, hat auf Tiere die gleichen Auswirkungen wie auf Menschen: Tiere unter Streß entwickeln kranke Organe, müssen von ihren Haltern mit Antibiotika, Vitaminen und Hormonen behandelt werden, worunter der Fleischgeschmack leidet. Und Tiere sind unter Streß, so die weitere Analyse, wenn sie eingepfercht sind, nicht frei leben, grasen und weiden können.

Das Restaurant „Chez Pa-nisse“ im kalifornischen Berkeley beschäftigt neuerdings einen speziellen Ernährungswissenschaftler, der sich selbst davon überzeugt, woher die Tiere kommen, die angeboten werden. Dieser Experte, Christopher Lee, bezeichnet seine Philosophie als die des „tiergesundheitlichen Lebens“, und was er darunter versteht, erläutert er mit den Worten: „Meine Vorzugstiere sollen natürlich und gesund ernährt werden, ohne Hormone beispielsweise, sie sollen nicht eingesperrt aufwachsen - auf diese Weise bekommen wir das beste Produkt, das bestschmeckende Fleisch.“ Er besucht die Farmer, woher das Restaurant sein Fleisch bezieht, überzeugt sich von Haltung und Aufzucht der Tiere selbst, und auf den Speisekarten gibt es entsprechende Hinweise - etwa, daß die Rinder, von denen die Steaks stammen, ausschließlich mit Futter ohne Chemie gefüttert wurden.

Derart aufgezogenes Vieh ist teuer, weshalb die Restaurants, die derartiges Fleisch anbieten, mitunter den vierfachen Preis zahlen müssen - entsprechend sind auch ihre Preise. Die Zahl der Restaurants jedenfalls, die sich „glücklicher Tiere“ bedienen, wächst. „Die Furcht vor kranken Tieren ist ebenso ausschlaggebend wie die Bewegung für Tierschutz“, meint dazu Scott Allmendinger vom „Restaurant Business Magazine“.

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