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Herrscher-Gott entthront

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Neue Wege beschritt dieser Tage eine in zwei Teilen geplante Veranstaltung zur Situation von Frauen in der Kirche: Gemeinsam mit der Katholischen Frauenbewegung (und dem Katholischen Bildungswerk) veranstaltete das Pastoraltheologische Institut der Wiener Theologischen Fakultät ein Seminar zur Feministischen Theologie. Die Auseinandersetzung mit dieser „Befreiungstheologie der Frauen“, deren Anfänge auf US-amerikanische Frauen-und Bürgerrechtsbewegungen zurückgehen und für die es in Europa erst seit kurzem an der Theologischen Fakultät Nijmwegen einen Lehrstuhl gibt, sollte so von Theologiestudentinnen und -Studenten gemeinsam mit engagierten weiblichen Laien aus der Praxis geführt werden.

Ausgehend von den Alltagserfahrungen von Christinnen versuche feministische Theologie von Gott - vom Göttlichen - unter Einbindung in Geschichte und Praxis zu reden, führte die Berliner Theologin Renate Rieger einleitend aus.

Feministische Theologinnen wollten - gleichzeitig Forscherinnen und Gegenstand ihrer Forschung - den Kern der christlichen Botschaft, die Lehre der Kirche und die Geschichte des Christentums aus den Blickwinkeln männlicher Sichtweise lösen. Das in Schrift und Tradition eingeflossene Vorverständnis einer von Männern geleiteten Kirche in einer von Männern dominierten Gesellschaft erkennbar zu machen, bedürfe eines langwierigen Prozesses. Feministische Theologie stünde als Theologiekritik der traditionellen Theologie gegenüber.

Das Aufbrechen klischeeverhafteter Frauenbilder, die Veränderung des deformierten Bildes eines „Herrscher-Gottes“, Uber-legungen, unter welchen Bedingungen sich weibliche Sexualität entfalten kann, wurden von jungen und älteren Frauen gemeinsam diskutiert. Die Erzählungen vom Sündenfall und von Ruth eröffneten — als Rollenspiel durchlebt - einen von persönlicher Betroffenheit geprägten Zugang zur Heiligen Schrift.

Nicht nur die weitere Auseinandersetzung dieser neuen Theologie an der Universität, sondern auch die Begegnung der Pastoraltheologie mit den vielfältigen laienapostolischen Tätigkeitsbereichen wären auch in Zukunft sehr erwünscht.

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