6853131-1977_03_09.jpg
Digital In Arbeit

In memoriam Hanns Lilje

Werbung
Werbung
Werbung

Dr. Hanns Lilje, der ehemalige Landesbischof von Hannover und Abt von Loccum, ist am 6. Jänner im 77. Lebensjahr verstorben. Nicht nur die deutsche evangelische Kirche, besonders der Weltprotestantismus, verliert mit ihm eine ihrer großen Persönlichkeiten der Ära nach dem Zweiten Weltkrieg.

Hanns Lilje, 1899 in Hannover geboren, studierte Theologie und Kunstgeschichte. Zeit seines Lebens stand er immer an Brennpunkten der Entscheidung, sei es im Kirchenkampf, sei es in der evangelischen Kirche Deutschlands oder in der Ökumene. Von 1955 bis 1969 war er leitender Bischof der Vereinigten evangelischen Kirche Deutschlands, Vorsitzender der lutherischen Bischofskonferenz und des deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, dessen Präsident er von 1952 bis 1957 war. Am Zustandekommen des ökumenischen Rates der Kirchen war er entscheidend beteiligt. 1968 wählte man ihn in Uppsala zu einem der Präsidenten. Diesem Gremium gehörte er bis 1975 an.

Liljes Anliegen war stets die Zusammenarbeit des Luthertums und der Gesamtökumene. Wer ihn gekannt hat, hat ihn geschätzt, als Mensch, als hervorragenden Prediger, als Wissenschafter, als Vortragenden. Wer ihn gekannt hat, hat ihn bewundert als großartigen Kirchenmann, der geschickt schwierige Situationen der Verhandlungen zu meistern wußte. Seine große Sprachbegabung ermöglichte es ihm auch, sich auf internationalen Tagungen als Dolmetscher zu bewähren. Daß er auch übersetzte, wo er die Sprache nicht beherrschte, gehört zu den vielen Erzählungen und Anekdoten um ihn. Wer ihn gekannt hat, schätzt ihn als Publizisten und Schriftsteller, der keineswegs auf theologisches Gebiet beschränkt war. Mit dem von ihm begründeten unabhängigen „Sonntagsblatt“, jetzt „Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt“ und der von ihm geschaffenen evangelischen Akademie- Loccum suchte ėrden modernefftfehsthefi als Christen in seiner Verantwortung für das öffentliche Leben anzusprechen.

Bischof Hanns Lilje wurde am 12. Jänner in einem Gedenkgottesdienst in, Loccum verabschiedet. An der Stätte, der er als einziger Bischof der lutherischen Kirche, als Abt im wahrsten Sinne des Wortes Vorstand. Das 1163 gegründete Zisterzienserkloster wurde ab 1592 unter der Leitung des damaligen Abtes als evangelisches Kloster fortgeführt. Es behielt seine Selbständigkeit durch landesfürstlichen Beschluß auch weiterhin.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung