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Jugendreligionen

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Wenn sich etwa in Stockholm zu einer Veranstaltung sogenannter Jugendreligionen Hunderttausende ins Stadion drängen und dort in Verzückung geraten, müssen sich die großen Kirchen fragen, wie es möglich ist, daß solche Massen von asiatischen religiösen Bewegungen erfaßt werden. Mö

gen das nun die aus Korea stammende Moonsekte, Yogis aus Indien oder die Sdentology Church sein, sie bedienen sich transzendentaler Meditationsmethoden nach indischer Tradition, die sich meistens mit bewußtseinsverändernden Praktiken beschäftigen und Gruppentherapie, Biogenetik und Psychiatrie mit esotheri- schen Elementen verbinden. Sie alle besitzen einen überaus aggressiven Missionswillen.

Die Sucht des Westens nach Selbsterfahrung und angewandter Psychiatrie - schon Erich Fromm spricht von einer religiös überhöhten Psychologie — finden oft ihre Befriedigung in den östlichen Ersatzreligionen. Die geistlichen Meister dieser Gruppen fordern meistens die totale Unterwerfung. Sie saugen ihre Anhänger nicht nur finanziell aus, sie verbieten auch jedes Denken und jede Kritik.

Ihre Anhänger sind auf der Suche nach einer religiösen Gemeinschaft und inklinieren besonders für magische Elemente. Am leichtesten anfällig scheinen antiautoritär erzogene Jugendliche, die bei der Forderung einer totalen Unterwerfung sofort umfallen.

Reinhart Hummel, Direktor des Weltanschauungsinstituts der Universität Stuttgart, stellt dazu fest, daß wir nicht erwarten dürften, daß diese Jugendlichen leicht zum Christentum zurückfinden würden. Sie waren fast nie in einer lebendigen Gemeinde integriert, Religion war Schul- und Lernfach, die Katechese und Jugendarbeit oft zu einseitig intellektuell ausgerichtet. Das strenge Reglement der neuen Gemeinschaft bietet diesen Leuten Heimat, der „Pferch“ gibt ihnen Schutz.

ökumenische religiöse Bewegungen befruchten oft die großen Kirchen. Während etwa die Charismatische Erneuerungsbewegung den Protestanten viele Schwierigkeiten bereite, hat sie in der katholischen Kirche neues spirituelles Gemeindeleben hervorgerufen. Andererseits können die diversen evangelischen Kirchen in den USA die Pfingstkir- chen leichter integrieren, während diese in Lateinamerika bei den Katholiken oft zur Abspaltung führen.

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