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Kurzlebiges Königreich Polen

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Seit der dritten polnischen Teilung 1795 erinnerten nur Landesbezeichnungen daran, daß es hier einmal ein unabhängiges Polen gegeben hatte. Während des Ersten Weltkriegs besetzten die Mittelmächte das bisher mit Rußland in Personalunion stehende „Kongreß-Polen".

Es dürfte wohl seine letzte Regierungshandlung gewesen sein, als Kaiser Franz Joseph am 5. November 1916 - vor 75 Jahren -gemeinsam mit Kaiser Wilhelm II. die Ausrufung eines neuen „Königreichs Polen" unterschrieb und diese in Warschau verkündet wurde.

Das neue Königreich sollte eng mit Deutschland und Österreich verbunden sein, vor allem ihnen Truppen im Kampf gegen Rußland stellen - aber seine Grenzen blieben offen, denn keine der hier bisher erfolgreichen Mittelmächte dachte daran, ihm auch die eigenen, polnisch besiedelten Territorien zu überlassen.

Jözef Pilsudski, der in den ersten Kriegsjahren eine polnische FreiwilligenSlnheit auf österreichischer Seite gegen die Russen geführt hatte, äußerte sich skeptisch über die plötzliche Proklamation. Auch in Deutschland stieß sie auf Widerstand - nicht wegen der ungeklärten Grenzfragen, sondern weil der Kaiser weder den Reichstag noch die Presse vorher verständigt hatte.

Im Jahr darauf anerkannte die Entente das polnische Nationalkomitee; Woodrow Wilson führte die Forderung nach einem freien Polen in seinen Vierzehn Punkten an - und bei den Friedensverhandlungen wurde den polnischen Forderungen im Osten wie im Westen soweit nachgegeben, daß daraus wieder die Ansätze für neue Konflikte erwuchsen.

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