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Digital In Arbeit

Medienmisere

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Anstatt Journalisten und Medien als kritische Berichterstatter zu akzeptieren und damit dem Selbstverständnis der Medien als „vierte Gewalt“ Rechnung zu tragen, ist die Tendenz zu beobachten, Journalisten als Wegbegleiter, als Komplizen zu betrachten und die Medien als gut geölte Propagandamaschine zu mißbrauchen … Selbstzensur ist als allumfassendes Phänomen der österreichischen Medienkultur zu verstehen.

Die Schuld an der Misere des österreichischen Journalismus trifft insofern auch die Schreiber, da sie kritiklos bis fördernd Personenkulte unterstützen.

Die Folgen dieser Fehlentwicklung sind vielfältig und haben jedenfalls tiefgreifende Folgen für die politische Kultur. Die extreme Personalisierung verlegt dem Konsumenten die Sicht auf die zugrundeliegenden Probleme, Politik wird als Spielball von einigen wenigen Akteuren verstanden.

Kein Zweifel besteht an der Notwendigkeit, das aufgrund technischer Innovation absolut gewordene ORF-Monopol aufzubrechen — auch wenn machtbewußten Politikern damit endgültig ein Pressionsmittel für publizistisches Wohlverhalten des ORF aus der Hand genommen wird. Der demokratiepolitisch notwendige Anspruch auf Öffnung des ORF-Monopols verlangt aber weitergehende Gestaltung des elektronischen Mediensektors. So müßte verhindert werden, daß sich neue Mediengiganten bilden, indem Printmedien in den elektronischen Sektor vorsto- ßen.

Die Notwendigkeit einer zweiten bundesweiten Sendeanstalt — sowohl als Hörfunk- als auch Fernsehsender — wäre überhaupt in Zweifel zu ziehen. Jedenfalls ist die Finanzierung über Werbung auszuschließen. Die Ergänzung zum Angebot des ORF sollte auf lokaler und regionaler Ebene ein- setzen und somit dem Bürger die Umwelt identifizierbarer machen, Integration und Kommunikation fördern.

Gekürzt aus: „Academia" 2/1983

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