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Mozart-Jahr & Un-Kultur

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Es hat uns erwischt. Einst gab es in Salzburg eine Landesvorschrift zum Denkmalschutz in Sachen Mozart und Festspiele. Wo sind die Zeiten?

Jetzt steigt der größte US-Werbekonzern voll in den Mozart ein. Und das Land Salzburg hat zwar eine „ethische“ Kommission nominiert, doch was nützt's?

Schon der Amadeus-Rummel ging an die Grenze des Ge-

schmacks. Mozart war mißbraucht als musikalischer Hintergrund für Reklame aller Art; es tat so weh wie täglich das Schubert-Zitat in den Radio-Journal-Sendungen.

Doch nun wird sich eine akustische Mozart-Lawine über die Welt wälzen, wird ein Mozart-Jahr alle Pietät und alle Ehrfurcht k. o. schlagen, wird Mozart auf so grausliche Weise wie das Wort, das man dafür gebrauchen muß, „vermarktet“ werden.

Meine Möglichkeiten sind zu begrenzt, als daß ich tun könnte, wonach mir zumute ist: einen Verein, eine Gesellschaft gründen, die international zum Schutz von Wolfgang Amadeus Mozart aufruft. Ich kann nicht einmal Unterschriften sammeln. Ich kann nur schäumen vor Wut und europäischer Beschämung.

Ich kann nur durch diese bescheidenen Zeilen alle Gutgesinnten, alle Rechtdenkenden, alle Europäer bitten, sie mögen sich in dem uns angedrohten Mozart-Jahr von jedem Umgang mit der Musik Mozarts fernhalten. Ein Mozart-Jahr Pause. Er erträgt es.

Uberlassen wir ihn den Coca-Colisten. Hören wir ein Jahr lang keinen vokalen und keinen instrumentalen Mozart, protestieren wir im stummen Widerstand gegen die Schmach, die ihm angetan werden wird! Decken wir uns mit Schallplatten ein, sofern wir sie nicht eh schon besitzen, feiern wir ihn zu Hause still mit ausgewählten Freunden. Und vergeben wir den Wechslern und Händlern, denn sie wissen nicht, was sie tun.

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