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Offiziell wurde Ungarn bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zur Hälfte von Magyaren und zur anderen Hälfte von Nichtmagyaren bewohnt In Wirklichkeit überwogen auch noch zu diesem Zeitpunkt die nichtmagyarischen Völker die Anzahl der Magyaren. Allerdings hatte eine seit Jahrzehnten äußerst harte Magyari-sierungspolitik versucht, diese Relation zugunsten der Magyaren zu verbessern. Anderseits war aber gerade diese Magyarisierungspolitik jenes Dynamit, das bei seiner Explosion im Jahre 1918 das Königreich der Stephanskrone schwerstens havarierte. Denn im Friedensvertrag von Tria-non verlor Ungarn fast alle nichtmagyarischen Nationen und zwei Drittel seines Staatsgebietes, außerdem noch viele Hunderttausende seiner magyarischen Mitbürger. Durch 25 Jahre hindurch versuchte das Nachkriegsungarn, diese schweren Verluste wieder ungültig zu machen...

Aber schon nach 1945 sah sich Ungarn neuerlich in jene Grenzen eingezwängt, die der Friedensvertrag von. Trianon festgesetzt hatte. In diesem Gebiet leben heute noch Reste jener Nationen, die einst über die Hälfte der Einwohner des Stephansreiches ausmachten: 220.000 Deutsche, 110.000 Slowaken, 100.000 Südlawen und 25.000 Rumänen. Das kommunistische Regime Ungarns rühmt sich, diese nationalen Minderheiten nun endlich gut zu behandlen. Aber sehr großartig sind die nationalen Rechte, die diese Minderheiten genießen, immer noch nicht. In den Volksschulen erhalten die Kinder 3 bis 4 Stunden Unterricht in ihren Sprachen, ta den Mittelschulen werden die humanistischen Fächer in der Muttersprache, die realistischen aber magyarisch unterrichtet. Viel ist dies wirklich nicht. Und so hat denn der internationale Kommunismus noch immer nicht den Nationalismus überwunden können.

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