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Trianon und die Folgen
Fast ein Jahr nach Versailles und fast neun Monate nach St. Germain erhielt auch Ungarn seinen Friedensvertrag nach dem Ende des Ersten Weltkriegs: am 4. Juni 1920 -vor 75 Jahren - unterzeichnete die ungarische Delegation im Schloß von Trianon.
Die Alliierten sahen Ungarn wie Osterreich als Rechtsnachfolger der k. u. k. Monarchie an und machten es mitverantwortlich für den Ausbruch des Kriegs. Dementsprechend waren die Friedensbedingungen.
Das Gebiet der Stephanskrone verlor 71 Prozent seines Territoriums und zwei Drittel seiner Bevölkerung. Von 320.000 Quadratkilometern blieben 90.000 übrig, von 20 Millionen Menschen noch acht. Und in allen abgetretenen Gebieten keimten die Konflikte von morgen.
Siebenbürgen fiel an Rumänien, das nun seine madjarische Minderheit ebenso kujonierte wie einst Ungarn seine Rumänen. Hitler teilte 1941 im Wiener Schiedsspruch den Szeklerzip-fel Ungarn zu; 1945 wurde er wieder rumänisch.
Die Slowakei und die Karpato-ukraine - „Oberungarn” - wurden Bestandteil der CSR, bis 1938 der Süden und 1939 der Osten wieder von Ungarn besetzt wurden - um 1945 erneut „heimzukehren”, die Karpato-ukraine nun in die Sowjetunion.
Der Banat wurde zwischen Jugoslawien und Rumänien aufgeteilt - und die Batschka 1940 mit Deutschlands Hilfe zurückgeholt. Die slowenische Murinsel erlitt dasselbe Schicksal.
Das Burgenland war in Trianon an Österreich abgetreten worden. Hier versuchten Freiwilligenverbände, die von der Horthy-Regierung unterstützt wurden, gegen die Bestimmungen des Friedensvertrags die österreichische Inbesitznahme zu verhindern. Sie erreichten jedoch nur eine Volksabstimmung in Ödenburg, die mit intensiver Manipulation durch die Ungarn und unter Duldung der alliierten Kontrollorgane eine 60-Prozent-Mehrheit für den Verbleib bei Ungarn ergab. Diese Grenzen aber sind seither unbestritten.
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