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Woher? Wohin?

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Die Probleme 'jedes Volkes, von der geographischen Lage vorgezeichnet, werden im einzelnen durch den Willen und das Staatsbewußtsein gestaltet. Auch die künftige Politik Österreichs ist davon abhängig, welche Haltung die politischen Parteien angesichts der ungemein schwierigen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Situation zwischen dem freien Westen und dem kommunistischen Osten einnehmen. Im Westen von der neutralen Schweiz und zwei Mitgliedstaaten der NATO begrenzt, ist unser Land im Norden, Osten und teilweise im Süden — vom Plöckenstein bis zum Wurzenpaß — von drei kommunistischen Staaten eingekreist. Der chronische Konflikt der zwei Exponenten des Ostblocks, Ungarn und der Tschechoslowakei, mit Jugoslawien, das mit großem Geschick einen neutralistischen Kurs steuert, erleichtert zwar die Lage. Er ändert aber nichts an der Tatsache, daß Wien nur fünfzig Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt ist, hinter dem sich die kommunistische Welt bis zum Gelben Meer ausdehnt. In der Periode einer „friedlichen Koexistenz“ wird im Eisernen Vorhang, dessen Ausbau rastlos fortschreitet, aus wirtschaftlichen Gründen gelegentlich eine kleine Lücke geöffnet. Die Koexistenz ist daher einseitig. Der Westen hält sich an das Prinzip der Nichteinmischung, aber der Osten hat noch niemals eine Absage an die internationale Zusammenarbeit aller kommunistischen Parteien ausgesprochen, vielmehr im Vorjahr neuerdings mit Elan die Weltrevolution proklamiert. Noch hat Österreich das Glück, in einer außenpolitischen Windstille zu leben, doch kann niemand Voraussagen, wie lange diese einzigartige Konstellation andauern mag.

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