6868054-1978_11_13.jpg
Digital In Arbeit

Parsifal in Innsbruck

Werbung
Werbung
Werbung

Die ambitionierteste Produktion des Tiroler Landestheaters in dieser Spielzeit, Wagners „Parsifal“, mit Spannung und Skepsis erwartet, darf als rundum gelungen bezeichnet werden. Sie versöhnt mit einigen mittelmäßigen Leistungen. Die langfristige, sorgfältige Vorbereitung hat sich gelohnt.

Das Gesamtkonzept dieser Innsbrucker Erstaufführung rückt vom asketischen Stil mancher Wagner-Inszenierungen der letzten Jahre ab, vermeidet aber Pathetik. Regisseur Helmut Wlasak inszeniert fast statisch, seine Neigung zum Zelebrieren wirkt sich hier günstig aus. Er sucht, Symbolik zu verdeutlichen und läßt zum Beispiel Gurnemanz' Erzählungen im Hintergrund szenisch andeuten. Uberhaupt ist sein Konzept auf Allgemeinverständlichkeit angelegt.

Bühnenbildner Wolfram Skalicki als Gast arbeitet vor allem mit Lichtprojektionen auf durchsichtigen Stoffen, schafft eine Atmosphäre des Irrealen und Zauberhaften und kann dem Bühnengeschehen jenen Abstand verleihen, der Peinlichkeit ausschließt. Selten hörte man das Innsbrucker Orchester (Dirigent Edgar Seipenbusch) reiner und durchsichtiger. Zart, zurückhaltend und kammermusikalisch, aber auch absolut sicher wird die wohl durchsichtigste Partitur Wagners interpretiert. Die von Karl Horst Wich-

mann einstudierten Männerchöre sind ebenso erfreulich wie die bewegte Blumenszene (Choreographie Matyas Jurkovics).

Die Innsbrucker Sänger sind keine typischen Wagnersänger, doch ist die Gesamtleistung von erstaunlich hohem Niveau. Gotthardt Schubert (Gurnemanz) und Linda Trotter (Kundry) prägen den Abend. Frau Trotter beherrscht die Skala vom Dramatisch-Rauhen bis zum Süß-Lockenden. Ihre stimmliche Wandlungsfähigkeit entspricht ihrer mimischen Ausdruckskraft. Wilfried Badurek als Parsifal findet besonders von der Blumenszene an lyrische Stärke und heldische Schönheit der Stimme. Adäquate Partner sind Paul Neuner (Amfortas) und Otto Lagler (Klingsor). Die übrigen Sänger fügen sich sicher ein. Das Erstaunlichste aber ist, daß die Produktion im wesentlichen mit hauseigenen Kräften bestritten wird.

• Das Angebot von Veranstaltungen zu Schuberts Ehren ist im Schubertjahr längst unübersichtlich geworden. Für Musikfreunde, Österreich-Besucher und Journalisten stellte Frau Dr. Elfriede Müll vom Bundespressedienst nun eine sehr brauchbare, 19 Seiten umfassende Ubersicht zusammen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung