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Professoren für die Ungeborenen

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Es gibt in Österreich derzeit 1970 Universitäts- und Hochschulprofessoren. 375 davon hatten bis zum 23. Mai einen „Appell der österreichischen Hochschulprofessoren an die Bundesregierung“ unterzeichnet, der sich mit dem Schutz des ungeborenen Lebens befaßt. Sagte man bisher dieser sehr in-. homogenen Gruppe nach, größere Teüe von ihr würden allenfalls bei der Verteidigung echter oder sogenannter „Standespri-vüegien“ an einem Strang ziehen, so gleicht dieses gesellschaftspolitische Engagement einer kleinen Sensation.

Anlaß für den Appell war, wie Mitunterzeichner Walter Kem-merling, derzeit Vorsitzender der österreichischen Rektorenkonferenz, bei einer Pressekonferenz in Wien erklärte, daß jene „flankierenden Maßnahmen“ zur Fristenregelung, zu denen im Vorjahr der Nationalrat die Bundesregierung — im Anschluß an die Petition der Initiative „Geborene für Ungeborene“ — aufgefordert hatte, nicht verwirklicht zu werden scheinen.

Auf die Wahrnehmung dieser

Aufgaben will der nunmehrige Appell, der Gesundheitsminister Franz Kreuzer am 23. Mai überreicht wurde, hinweisen:

„Die Achtung vor dem menschlichen Leben ist Bedingung und Endzweck j ener demokratischen und humanen Gesellschaft, zu der wir uns in Österreich bekennen.

Das Leben beginnt nicht erst mit der Geburt. Die Wissenschaft hat schon lange außer Streit gestellt, daß das ungeborene Kind ab dem Zeitpunkt der Empfängnis ein vollwertiger Mensch ist. Als solcher hat es Anspruch auf unseren Schutz und unsere Hilfe...

Die Verantwortung gegenüber dem Leben des Menschen fordert über unseren persönlichen Einsatz hinaus, daß auch alle gesellschaftlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die geeig-

net sind, den Schutz des ungeborenen Menschen und eine wirksame Hilfe für die Eltern, besonders für die Mutter, zu gewährleisten. Hier liegt derzeit vieles im argen.

Wir appellieren an die Bundesregierung, diese für einen Sozialstaat selbstverständliche Aufgabe mit größerem Nachdruck und in einer solchen Weise wahrzunehmen, die es jedem Kind in Osterreich ermöglicht, geboren zu werden.“

Vom Innsbrucker Internisten Klaus Abbrederis bis zum Wiener Pastoraltheologen Paul Zu-lehner reicht die lange Liste der Unterzeichner.

Kemmerling, der Politologe Heinrich Schneider und die Um-welthygienikerin Elisabeth Groll-Knapp deuteten einige wünschenswerte Maßnahmen an, zum Beispiel:

• Soziale Maßnahmen (für Schwangere und Mütter in Aus-bildung, bessere Familienförderung und Pensionsregelung bei Karenzurlauben),

• Aufklärung über Entwicklung des Lebens,

• Erziehung zu Verantwortung in der Partnerschaft.

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