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Requiem fur ein Bergwerk

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Das Klagenfurter Stadttheater hat den Stückauftrag erteilt und der 1945 in Hüttenberg geborene Hans Giga-cher, der schon früher mit „Milan“ und „Inquisitenspital“ die Szene betreten hatte, schrieb „Schlagwetter“, ein Drama, das er etwas umständlich als „Spiel über ein Stück möglicher Wirklichkeit“ nannte. Der Anlaß ist aktuell und tragisch: 1978 ist das Todesjahr des Hüttenberger Bergbaus. Makaber steht am Schlüsse, wie auf ein Bahrtuch geschrieben, die Jahreszahl.

Was als .drohendes Verhängnis über der Familie Leitner liegt, findet in knappen, gedrängten und zuweilen aussagestarken Szenen seinen Niederschlag - o doppelsinniges Wort! - und wird von Gigachei1 als Volksstück aufbereitet, darin es Selbstgespräche gibt, aber auch Augenblicke, die sich dem Melodram unterzuordnen scheinen: leise Akkordeonbegleitung zu härtester Auseinandersetzung. Daß ein Unglück selten allein kommt und auch einen Geburtstag nicht meidet, erweist sich: die Tochter wird stellenlos und neigt leichterer Sitte zu, der in den Bergbau gezwungene Sohn wird nach einem Unfall auf der Bahre heimgebracht, der Vater, der für Werk, Beruf und Arbeit kämpft, läßt sich fast zu Erpressung und gefährlicher Drohung hinreißen. (Den ihm abgenommenen und sorglos auf den Tisch gelegten Sprengstoff wird der Sohn am Schluß dazu verwenden, dem Stück einen schlagenden, in Musik explodierenden Abschluß zu geben.) Es „geschieht“ also etwas im Verlauf eines recht kurzen Abends, und das schwere Los der betroffenen Menschen geht nicht spurlos am Zuhörer vorbei.

Man ist beeindruckt und billigt dem Autor Talent und Leistung zu, auch wenn nicht unbedingt immer überzeugend ist, was vertreten wird. Aber es geht um menschliches Leid und soziales Los - ihnen ist Gigacher ein engagierter Sprecher. Peter Ertelt hat's in Hingabe und Wirkungssicherheit mit leichten Konzessionen ans Effektvolle inszeniert, Hannes-Rader gewohnt solid das milieuechte Bühnenbild gebaut. Die handlungsnotwendigen Gestalten - Sohn, Tochter, Ingenieur - überragt das Elternpaar: Hertha Fauland gibt der Mutter in jeder Phase glaubwürdig volle Prägung -ein armer, sorgender Mensch, dem nie etwas geschenkt wurde und dem das Wort „Opfer“ ins Lebensbuch geschrieben ist, Hanns Eybl als Bergmann und Vater - die Worte sind bewußt gereiht - setzt seine Persönlichkeit voll ein, ein Kämpfer für sein Recht und seinen Stand, ein Verzweifelter, der sich fast zu folgenschwerer Tat hinreißen läßt Dem starken Beifall, der von Hüttenberger Knappen unterstützt war, stellte sich dankend der Autor.

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