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Schreibende Malawianer

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Der Internationale PEN-Club hat eine ähnliche Entwicklung genommen wie die Vereinten Nationen, wenn auch von anderem, ja fast entgegengesetztem Ursprung her. Der PEN — bekanntlich das Initialkürzel von „Poets, Essayists, Novellists“ und zugleich die englische Bezeichnung des Schreibinstruments, dessen sie sich früher einmal bedient haben — der PEN also war ursprünglich nicht viel mehr als eine Runde von größtenteils in London lebenden Schriftstellern, die sich gerne zu geselligen Plauderstündchen am Teetisch zusammenfanden. Die Vereinten Nationen hingegen wurden unter hochfliegenden, weltumspannenden Auspizien ins Leben gerufen und hatten sich von Anfang an Großes zum Ziel gesetzt. Aber während diese idealistische Gründung immer weniger von ihren Zielen verwirklichen kannte und zu immer tieferer Einflußlosigkeit absank, nahm der PEN zumindest nach außenhin eine Aufwärtsentwicklung, die weit über seine ursprünglichen Ziele hinausging. Er umfaßt heute eine Vielzahl von nationalen Zentren mit einer Unzahl von Mitgliedern, er ist längst nicht mehr elitär, und ihm anzugehören ist weder eine Ehre, noch sagt es etwa über den Rang des betreffenden Mitglieds aus. Nicht wenige der im heutigen PEN vertretenen Autoren haben für die Weltliteratur ungefähr die gleiche Bedeutung wie Zaire oder Malawi für die Weltpolitik, wobei die Parallele auch insoweit zu Recht besteht, als die Stimme der literarischen Malawianer genausoviel zählt wie die Stimme der Großen. Sei's drum.

Der PEN ist trotzdem nicht ganz nutzlos. Er schafft eine Basis für Gespräch und Gedankenaustausch, er stellt internationale Kontakte her, die sich anders nicht herstellen ließen, er kann Schriftstellern, die in Bedrängnis geraten sind, Erleichterung und Hilfe bringen, kann Macht-habern unangenehm werden, kann Manifeste erlassen und Lärm schlagen und Schlimmeres verhüten.

Manchmal beschäftigt er sich sogar noch mit Literatur. Es ist gut, daß es ihn gibt. Wir haben nichts Besseres.

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