6886955-1979_31_04.jpg
Digital In Arbeit

Sozialismus in Theorie und Praxis

Werbung
Werbung
Werbung

Dieser Titel wurde von den Herausgebern der Festschrift für Richard Löwenthal zum 70. Geburtstag gewählt, weil das wissenschaftliche Werk des Jubilars vor allem drei Hauptgebiete umfaßte: Gegenwart und Zukunft des Demokratischen Sozialismus - Die Entwicklung kommunistisch regierter Systeme zwischen Anspruch und Wirklichkeit - Die auswärtige Politik kommunistisch regierter Staaten und die Entwicklung des internationalen Kommunismus.

Viele Leser des beinahe 700 Seiten umfassenden, imponierenden Werkes mag es verwunden, daß unter dem Thema „Sozialismus“ etwa auch die Wandlungen der KPdSU, die Metamorphose des Sozialistischen Commonwealth sowie Staatsinteresse und Ideologie in der Außenpolitik der Volksrepublik China abgehandelt werden. Die Herausgeber rechtfertigen dies mit dem Hinweis darauf, daß Richard Löwenthal selbst der Analyse von Mißverhältnissen zwischen theoretischen Prämissen sowie Postulaten auf der einen und der politisch-gesellschaftlichen Wirklichkeit auf der anderen Seite einen zentralen Platz in seiner wissenschaftlichen Arbeit eingeräumt und gerade diese Mißverhältnisse als das Dauerdilemma dogma-tisierender Sozialisten aufgezeigt hat.

Schon 1973/74 machte sich Löwenthal über die Zukunft des Sozialismus in den demokratischen Industrieländern sowie die Chancen linker Bewegungen in hochindustrialisierten Demokratien Gedanken. Dementsprechend' ist der dritte Teil der Festschrift grundsätzlichen Aspekten des demokratischen Sozialismus gewidmet; jener Teil, der wahrscheinlich am meisten interessieren oder zumindest die lebhafteste Diskussion wecken kann und zwar nicht nur wegen der klingenden Namen seiner Autoren: Da befaßt sich Hans Jochen Vogel, Bundesminister für Justiz der Bundesrepublik Deutschland, mit der Bedeutung der Rechtspolitik für den demokratischen Sozialismus, stellen Gesine Schwan, Professorin für Theorien des Sozialismus an der Freien Universität Berlin, einen Beitrag über Demokratischen Sozialismus zwischen Wohlfahrtsstaat und Selbstverwaltung sowie Hans Kremendahl, Assistenzprofessor für Politische Wissenschaft an der Freien Universität Berlin, einen über „Demokratischer Sozialismus versus sozialistische Demokratie“ zur Verfügung und beschließt einer der Herausgeber, Alexander Schwan, Professor für Geschichte der politischen Theorie an der Freien Universität Berlin, den gehaltvollen Abschnitt mit einer Abhandlung über „Grundwerte, Grundrechte, Grundkonsens - Die fundamentale Bedeutung der aktuellen Grundwerte-Diskussion“.

Mit der Hervorhebung dieses Teiles des Werkes soll freilich nicht gesagt sein, daß demgegenüber die beiden anderen über „Die Entwicklung kommunistisch regierter Systeme zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ sowie über .Auswärtige Politik kommunistisch regierter Staaten Und internationaler Kommunismus“ an Bedeutung oder Aktualität zurückstünden. So zählen etwa die Abhandlungen über den Eurokommunismus von Hartmut Jäckel, Professor für Innenpolitik an der Freien Universität Berlin, sowie Heinz Timmermann, Mitarbeiter am Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien in Köln, sicher zum Informativsten, was bisher über diesen Problemkreis publiziert wurde.

Naturgemäß finden sich in diesen beiden Abschnitten auch mehrere fremdsprachige Beiträge ausländischer,' meist englischer oder amerikanischer Professoren.

Alles in allem also ein Werk, an dem Politikwissenschafter, Politiker und politisch Interessierte nicht vorbeigehen sollten.

SOZIALISMUS IN THEORIE UND PRAXIS, Festschrift für Richard Löwenthal zum 70. Geburtstag am 15. April 19 78, Hrsg. Horn, Schwan u. Weingartner, VIII687 Seiten, Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin-New York 1978, Ganzleinen, öS 1090,20.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung