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Start mit Krach

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Mit Krach, der Beschlagnahme einer Wiener Tageszeitung, einem Prozeß und einer heftigen Attacke gegen den österreichischen Biennale-Kommissär für Venedig, Doktor Wilfried Skreiner, startete die neue Galerie „Grünangergasse 12“: Österreichs wohl bekannteste Avantgardekünstler Arnulf Rainer, Attersee, Walter Pichler, Bruno Giron-coli und dazu Günther Brus eröffneten gemeinsam mit dem Galerieorganisator Kurt Kalb das Unternehmen. Als Antwort auf die Praktiken des Wiener Kunsthandels, wie sie selbst sagen. Zwar waren sie alle mehr oder weniger locker der betreuenden „Galerie nächst Sankt Stephan“ verbunden, aber deren geringe Initiative nach Deutschland und auf dem internationalen Kunstmarkt ließ sie nun dort ausziehen.

Zur Eröffnung legten sie denn auch gleich eine Mappe vor: neun Grafiken, die den Kunstkritiker der „Presse“ und künstlerischen Leiter der Schroll-Presse zu heftigen Ausfällen gegen die Gruppe veranlaßte. Warf er ihnen doch in seiner Kritik vor, daß sie, indem sie die Blätter als „Originalgrafiken“ bezeichneten, durchwegs falsche Angaben gemacht hätten. Daraufhin ließen die Künstler die Zeitung beschlagnahmen. Ein Prozeß folgt demnächst, in dem die verworrene Situation der „Originalgrafik“ erst einmal grundsätzlich wird geklärt werden müssen. Feststeht aber, daß man mit einer zu engherzigen Entscheidung über „Originalgrafik“ ein Gutteil der neueren Kunst als „Reproduktion“ deklassieren wird. Um so mehr als heute etwa Direktzeichnen auf Offsetdruckplatten — wie Pichler es tat — und verschiedene andere Techniken aus der graphischen Kunst nicht mehr wegzudenken sind.

Davon abgesehen zeigt die Ausstellung in der „Grünangergasse 12“ eine Schau mit etlichen hervorragenden Blättern, die für private Sammler und staatliche Sammlungen gleich preiswert und leicht erschwinglich angeboten werden. Vielleicht wird die Galerie im Wiener Kunstleben neue Akzente setzen.

• Die 9. Internationalen Festspiele zeitgenössischer Kunst werden vom 25. bis 31. März in Roy an stattfinden. Musik, Theater, Tanz und Film stehen unter dem Motto: „Die junge Generation“. 29 Welturaufführungen und 10 französische Premieren werden stattfinden.

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