6806307-1972_09_10.jpg
Digital In Arbeit

Verrat am nationalen Ideal

19451960198020002020

Ordnungskraften verhindern. Zu-satzlich wird immer wieder ver­sucht, Zivilbeamte der sogenannten Sozialbrigade (politische Polizei) als Studenten in die Vorlesungen einzu-schleusen.

19451960198020002020

Ordnungskraften verhindern. Zu-satzlich wird immer wieder ver­sucht, Zivilbeamte der sogenannten Sozialbrigade (politische Polizei) als Studenten in die Vorlesungen einzu-schleusen.

Werbung
Werbung
Werbung

Die permanente Anwesenheit der Polizei wird aber nicht nur von den Studenten als Provokation empfun-den. In einem kurzlichen Interview von Pektor Botella Llusia mit der Zeitschrift „Gaceta riustrada“ lieB auch er sein Unbehagen erkennen, welches von der groBen Mehrheit der Professoren unzweifelhaft ge-teilt wird.

Einmal mehr versucht die Regie-rung die gegenwartigen Unruhen mit kommunistischer Unterwande-rung zu erklaren. Die aktiven Streiks fertigstudierter Arzte an verschiedenen Spitalern Madrids, Barcelonas und Oviedos beweisen aber das Gegenteil. Nach dem Ein-druck unbeteiligter Beabachter han-delt es sich um ein reines Berufs-problem. Der an den medizinischen. Fakultaten im letzten November iri Kraft gesetzte neue Studienplan — dieser soli ab Oktober dieses Jahres an alien Fakultaten Anwendung fin-den — bringt nicht nur schwere Nachteile fiir die direkt Beteiligten, sondern durfte das ohnehin nicht brillante Gesundheitswesen des Lan­des in eine prekare Lage steuern. Der neue Plan sieht fur die Medi-zinstudenten wahrend ihrer ganzen Laufbahn sogenannte selektive Qua-drimester vor, die einen derart hohen Ausscheidunigseffekt haben, daB nach fiinf Jahren Studium bei-spielsweise von 1000 Studenten nur noch 36 ubrigbleiben wurden. Dies ist offensichtlich ein versteckter Nu-merus clausus, der den chronisch iiberfullten Universitaten Linderung verschaffen soli. Die Studenten stel­len sich gegen diese Neuregelung und verweisen auf die Empfehlun-gen der Internationalen Gesund-heitsorgandsation, die fur je vierhun-dert Einwohner einen Arzt emp-flehlt, wahrend in Spanien nur auf je 800 Einwohner ein Arzt kommt. In Spanien kommen 4,8 Spitals-betten auf tausend Einwohner, wah­rend die gleiche Organisation deren zehn als anzustrebendes Optimum betrachtet. Unter Beriicksichtigung dieser Daten ist die Haltung des fur die Reform zustandigen Erziehungs-ministeriuims nicht verstandlich, denn Spanien braucht gerade in den nachsten Jahren viele Arzte.

Die akademischen Behorden haben die Forderungen der Studenten bis­her mit der Matrikelentziehung der 4000 Medizinstudenten beantwortet, und die politischen Behorden spar-ten nicht mit polizeilichen MaBnah-men, womdt sie rein berufhche Pro-bleme igeradezu zwangspolitisieren und den radikalen Elementen un-fredwillig Hilfe leisten. Als logische Reaktion entstehen vermehrt poli­tische Postulate, wie das Recht auf freie Versammlungen und wirkldche Wahlen, um die Vertreter der Stu-dentenschaft zu bestimmen. Aller-dings konnen die Studenten auch Er­folge fiir sich buchen: Die Matrikel­entziehung muBte riickgangig ge-macht werden, und Erziehungsmini-. ster Villar Palasi kiindigte eine Uberpriifung der Universitatsrefonm

Jene halben Losungen, die iiberall von Irland iiber Pala-stina bis zum indischen Subkontinent fiir den Nachlafi des bri-tischen Empire charakteristisch und verhangnisvoll sind, dro-hen nun auch auf Zypern eine Neuauflage des EOKA-Terrors der Jahre 1956 bis 1960 auszulosen. Diese „zweite Runde des Befreiungskampfes“ der griechischen Nationalisten richtet sich nicht mehr gegen die alten Kolonialherren oder die ihnen auch nach der Unabhangigkeit der Inselrepublik verbliebenen exter-ritorialen Militarbasen, sondern gegen die Regierung Makarios und ihre alien AnschluBwiinschen der Extremisten an Griechen-land zuwiderlaufende Selbstandigkeits- und Neutralitatspolitik.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung