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Vor den Vorhang

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Die Verantwortlichen der verstaatlichten Industrie, Manager wie Politiker, wurden in den vergangenen Jahren in den Medien, auch in dieser Zeitung, vehement attackiert. Zu Recht, wie ich meine.

Zu deutlich war auch für den Laien zu erkennen, daß nicht maßloses Unglück, sondern Unfähigkeit, politische Eingriffe in die Unternehmensführung und kriminelle Verfehlungen schuld an dem Debakel waren.

Wir wollen deshalb auch nicht anstehen, jetzt die Verantwortlichen — es sind nicht zufällig andere — auch einmal vor den Vorhang zu bitten: Nachdem die ÖIAG-Be- triebe bereits im Vorjahr ein positives Betriebsergebnis (aber noch ein negatives Bilanzergebnis) erwirtschafteten, werden sie heuer, so jedenfalls Minister Rudolf Streicher, erstmals nach vielen Jahren auch wieder positiv bilanzieren.

Sicher hat dabei die überaus günstige internationale Konjunktur kräftig mitgeholfen. Aber warum sollte der Tüchtige nicht auch Glück haben dürfen?

Entwarnung sollte dennoch nicht vorschnell gegeben werden. Erstens könnte die Konjunktur wieder einmal launisch werden. Zweitens wecken die positiven Nachrichten bereits allerorts neue Begehrlichkeiten. Und drittens ist jetzt auch noch ein Streit der beiden Koalitionspartner über die Vorgangsweise bei der geplanten weiteren Privatisierung der verstaatlichten Industrie entstanden.

Während die OVP für eine Privatisierung auf der E bene der Branchenholdings ein- tritt, wehren sich SPO, Betriebsrat und Rudolf Streicher vehement dagegen. Rudolf Streicher möchte Beteiligungen von Privaten nur auf der Ebene der Einzelun- temehmen und — allerdings erst in einigen Jahren — der ÖIAG selbst zulassen. Seine Argumente dafür klingen durchaus plausibel: Ein Zusammengehen mit einem ausländischen Unternehmen auf der E bene der Branchenholding würde, so Streicher, verhindern, daß sich ein anderes Unternehmen der gleichen Branche für eine Kooperation auf der Ebene der Einzeluntemehmen interessiert. Außerdem sei zu befürchten, daß dadurch mehr Anteile als nötig in ausländischen Besitz geraten.

Die OVP wiederum sieht darin eine ideologisch motivierte Verzögerungstaktik bei der weiteren Privatisierung.

Verspielt die „große“ Politik wieder einmal die Chancen, die sie zuerst selbst geschaffen hat, indem sie dem Hineinregieren abgeschworen hat?

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