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Wie sie begonnen haben...

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Österreichische Stilzusammenhänge und Tendenzen erhellt eine Sommerausstellung, die bis Mitte August in der Galerie Gras in der Grünangergasse zu sehen ist: Da wird versucht, bei drei Arrivieirten der österreichischen Kunstszene zurückzugehen zu ihren Anfängen, um vorzuzeigen, wo sie eigentlich begonnen haben. Galeriechef Gras wählte aus der Reihe derer, die er hauptsächlich präsentiert respektive -sogar unter Vertrag hat, Karl Anton Fleck, Adolf Frohner und Alfred Hrdlicka aus: Mit der Absicht, zu zeigen, was sich so alles in den späten fünfziger und zu Anfang der sechziger Jahre getan hat, wie groß die Distanz zur Gegenwart bereits ist, was in neuen Spielarten und Verformungen weitergelebt, überlebt hat...

Da ist zum Beispiel Alfred Hrdlickas Akademiearbeit von 1953 „Die Französin“: ein realistisches Bild der besten österreichischen Maltradition. Kolig und Kokoschka wirken indirekt hier nach, Faistauer ist in Farbwerten spürbar... Expressiver Ausdruck zeigt sich vor allem in seinem Bild „Freunde“, einem „Schlüsselwerk“, das bereits zwei Jahre vorher entstanden ist, aber bereits die barock-expressive Modellierung des Körperlichen hervorkehrt, wie Hrdlicka, der prominente Bildhauerei- und Malereiprofessor an Hamburgs und Stuttgarts Kunsthochschulen, sie später in seinen Plastiken zum System gemacht hat.

Frohner scheint dagegen „abstinenter“ begonnen zu haben: Das expressive Moment, die Zuneigung zum Art brut, zur gewollten Häßlichkeit, zum frühen und mittleren Dubuffet der gekratzten Männchen, finden sich hier noch nicht. Zu Beginn der sechziger Jahre schraffiert er noch seine Blätter in automatischer Heftigkeit, formt er aus dichtem Ge-strichel seine „Präfigurationen“. Aber sie zeigen eines: wie nahe verwandt etwa Frohners seegrasige und rößhaarige Matratzenbilder mit diesen Zeichnungen sind, ja, daß die Blätter geradezu als Umsetzung der Materdalbilder gewertet werden können. Wie Frohner später Flächen gestaltet, in nervös-fahrigem Strich, in der Auffaserung, das ist hier freilich voll ausgebildet.

Dem Kalligraphischen neigte Karl Anton Fleck mit seinen zu Ende der fünfziger Jahre entstandenen Zeichnungen zu, fallweise auch Giaco-metti, dessen Prinzipien er Mitte der sechziger Jahre locker und leger in Ölfarbe umzusetzen versuchte. Delikat in Formenkombination und Farbzusammensetzung die mittel-formatigen Gemälde. Im ganzen:weit mehr als eine der üblichen Sommerausstellungen.

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