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Zeit und Ewigkeit

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Die Zeit ist, wie schon der Titel dieses schönen und durch die Zeichnungen Peter Neu wirths bereicherten Gedichtbandes sagt, gewiß nicht bewegt, denn was sich bewegt und verändert sind wir, ist unser Leben, das aus der Ewigkeit kommt und pünktlich in die Ewigkeit eingeht. Doch hat der Dichter manchmal den tröstlichen Eindruck, die Zeit, also wir, stünden still. Deshalb vielleicht seine Sehnsucht, dem ihm zugemessenen Zeitraum, der doch so eng und beengend erscheint, zu entfliehen und dem Grenzenlosen selbst zu begegnen, der Liebe nämlich, die zeugt und gebärt und, in der Verschmelzung von Eros, Philia, Aga-pe, den umfassenden, mag sein sogar faßbaren Sinn des Lebens gewährt -wiewohl ein Künstler, wie jeder bedeutende Mensch, dessen Widersprüchlichkeit hinnehmen muß.

Die nackte Wahrheit dieser Gedichte ist zwar bisweilen verhüllt, doch verrät sie im zarten Gewebe der Zeichnung deutlich genug die Angst und auch die Gefahr einer Flucht vor den Qualen des Daseins. Gerade aber die Not existentieller und essentieller Bedrängnis läßt uns und den Dichter selbst hoffen, daß sein „Herz", indem es „Widerstand" leistet, erstarkt. Ein Zeichen dafür ist seine Sprache, die „Am Rande der Erscheinungen" schon, wesentlich Wort ist und es auch bleibt, klar, zuversichtlich und voll „süßer Hoffnung", ob in der Welt des Nordwalds" und eines fast schon märchenhaften Erkennens oder in der des Traums, ja des Todes, der gedeutet sein will, im Hinblick vor allem auf jenen Geist, der alles Zeitliche segnet.

DIE UNBEWEGTE ZEIT. Von Hannes Weinberger. Bilder von Peter Neuwirth. Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 1992. 79 Seiten, öS 148,-.

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