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Liebe gegen die Gewalt

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Die Zustände in der Diözese St. Pölten werden immer peinlicher. Natürlich hat das mit Bischof Kurt Krenn zu tun. Aber es wäre ungerecht, seine derzeit sichtbarsten Herausforderer als bemitleidenswerte Märtyrer der guten Sache zu feiern. Sie überziehen auch.

Peinlich ist, daß es in der Diözese St. Pölten so weit kommen konnte, daß viele Dutzende Priester und Dechanten kein Vertrauen zu ihrem Bischof mehr haben, daß sich der Ordinarius nur noch mit Dienstentlassungen gegen offene Rebellion in seiner Ortskirche wehren kann und daß ein Bischof in einer Zeit, die nichts mehr als Barmherzigkeit und Liebe braucht, sich durch Beharren auf dogmatischem Starrsinn zu profilieren sucht. Peinlich ist aber auch, daß ein Priester von seinem Vorgesetzten sagt, er sei für ihn kein Bischof mehr, und ein anderer ihm gleich das Katholischsein abspricht. Und dann verweigern sie beide schriftlich nicht nur das Verlesen seiner Hirtenbriefe und die Befolgung aller seiner Anordnungen, sondern auch das ausdrückliche Meßgebet für Papst und Bischof und die Teilnahme an der Salbölweihe. Kein Wunder, daß da viele Bundesgenossen verlorengehen.

Wenn dann eine große Tageszeitung vom „Hochmut der Möchtegern-Märtyrer” schreibt, kann man eine solche Abqualifizierung nicht einmal postwendend widerlegen. Warum herrschen in anderen Diözesen Friede und Vertrauen und nur in St. Pölten und Salzburg Streit und Aggressionen?

Der Schriftsteller Peter Ebner hat aus dem Leben des hl. Franz von Sales („Die Liebe genügt”, F.-Sales-Verlag, 160 S. 1995) bezeichnende Szenen herausgearbeitet und dichterisch nachgestellt. Eine schildert die Begegnung des Savoyers mit Papst Clemens VIII., der ihn zum Bischof von Genf machen will, das die Calviner gewaltsam umgedreht haben und das der r.k. Bischof Granier mit Gegengewalt rückbekehren möchte: „Ich sage”, sagt der Papst, „daß der Gewalt in Genf nicht Gewalt entgegenzusetzen ist, sondern Liebe.'

Wie, wenn alle Streitteile sich diesem Bezept auch heute verschrieben? Und auch der Papst in Born? Dieser könnte das schon allein dadurch bewirken, daß er Gerüchte, Kurt Krenn solle Erzbischof von Wien werden, als das entlarvte, was sie zu sein verdienen: schreckliche Zeitungsenten.

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