Wolfgang Hollegha - © Foto: APA / Franz Hubmann

Paradiesische Farben: zum Tod von Wolfgang Hollegha

19451960198020002020

Der 1929 in Klagenfurt geborene Maler Wolfgang Hollegha war Mitbegründer der Gruppe rund um die legendäre „Galerie nächst St. Stephan“. Mit Hollegha ist am 2. Dezember 2023 ­einer der ganz Großen der österreichischen ­abstrakten Malerei gestorben.

19451960198020002020

Der 1929 in Klagenfurt geborene Maler Wolfgang Hollegha war Mitbegründer der Gruppe rund um die legendäre „Galerie nächst St. Stephan“. Mit Hollegha ist am 2. Dezember 2023 ­einer der ganz Großen der österreichischen ­abstrakten Malerei gestorben.

Werbung
Werbung
Werbung

Mit Wolfgang Hollegha ist am 2. Dezember 2023 ­einer der ganz Großen der österreichischen ­abstrakten Malerei gestorben. Er war 94. In den 1950er Jahren war er Mitbegründer der Malergruppe rund um die legendäre „Galerie nächst St. Stephan“ von Mon­signore Otto Mauer, der heuer vor 50 Jahren verstorben ist. Gemeinsam mit Arnulf Rainer, Markus Prachensky und Josef Mikl haben die sogenannten Mauerblümchen der abstrakten Malerei in Österreich den Weg bereitet.

Wolfgang Hollegha war der „Landschafter“ der einstigen Gruppe um „nächst St. Stephan“. Was den gleichaltrigen Josef Mikl im Aufbau eines menschlichen Körpers besonders machte, war bei Hollegha das Gefühl für Natur, für Organisches, für Vegetatives. Durch das Kennenlernen des Tachismus (Wols) hat sich Hollegha in seiner Bildwelt zunehmend aufgelöst und zugleich differenziert. Die Bilder wurden immer weißer, mehr Hintergrund blieb frei. Dabei hatte er vorher auch kurze Zeit phantastisch gemalt, Hexenbilder, eine Gespensterbarke, dann siegt ­eine abstrahiert, nicht surreal verzerrt gesehene Natur.

Pflanzliches wurde anfänglich, noch unter Mikls Einfluss, als Werkzeug, als Waffe entdeckt, die spontane Niederschrift fühlte sich strengen Konstruktionsgesetzen verpflichtet. Dann befreite Hollegha sich aus diesem engen Korsett; die Farbe triumphierte, ein Grün vor allem, das von Blühen bis Verwelken alle Trübungen durchläuft und rein wieder hervorgeht: So hat der große Kenner der österreichischen Moderne, Wieland Schmied, Holleghas frühe Entwicklung 1995 beschrieben.

Grün wird die beherrschende Farbe in Holleghas Bildern, mit seinem Grün vermochte er die gleiche Skala von Empfindungen auszudrücken – und hervorzurufen – wie Mikl mit seinem Orange-Gelb. Holleghas Farbe floss, strömte, wuchs über das Bild, rankte es ein, durchgrünte es, durchblühte es – die künstlerische Handschrift war dabei zurückgetreten, die Geste verschmolzen mit der vegetativen Entfaltung, der Eigenbewegung der Farbe, der Maler belauschte das entstehende Bild. Nicht nur mit diesem Entschluss, dem Malprozess nicht willentlich dazwischenzukommen, knüpfte Hollegha an Paul Cézanne an, der in der Malerei eine Parallele zur Natur sah. Der Apfelbaum in seinem steirischen Garten um sein 1962 bezogenes großes Atelier am Rechberg in der Steiermark blieb sein Mont Sainte-Victoire. Ein vorweggenommenes Paradies – nunc pro tunc.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung