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Die Gruppe St. Stephan in der Sammlung Essl.

Es war einmal ... vor fünf Jahrzehnten in Wien. Eine Galionsfigur des Kultur- und Kunstmarketings eröffnete eine Galerie. Mitten in den Kahlschlag nach Naziherrschaft und Weltkrieg verschrieb er sich entgegen jedem Zeitgeist der zeitgenössischen Kunst und avancierte damit alsbald zu so etwas wie einem Star. Als er dann vor über 30 Jahren starb, war bereits einiges von diesem Segment seines auch sonst äußerst umtriebigen Lebenswandels abgebröckelt. Zumindest hatte seine Galerie nächst St. Stephan einen international renommierten Namen, und auch den vier Malern der Galerie hatte dessen Erfinder, Otto Mauer, längst zum Durchbruch verholfen.

Bewusstes Erinnern

Selbstredend provozieren diese runden Zahlen, 30 und 50, zumindest im katholischen Lager - dort war Mauer schließlich als Priester tätig - einiges an Gedenkveranstaltungen. Und man stellt auch mit Befriedigung fest, dass diesbezügliche Aktivitäten während des letzten Jahres nicht zu einem typisch wienerischen Blick auf "a schene Leich" verkommen sind, sondern die stete Forderung von Mauer, auf das zu achten "was gerade geschieht", auch ernst genommen wurde. Die Betonung liegt auf "auch", denn hätte nicht sein kongenialer Erbe Karl Strobl im Verbund mit Kardinal König den "Monsignore Otto Mauer-Preis" erfunden, wer weiß worüber man dann berichten könnte. Bleibt man realistisch, muss man sagen, es ist wie zu Mauers Zeiten: einige wenige bemühen sich um die Sache, investieren Zeit und Energie, vielleicht auch Geld; manche benutzen diese Anstrengungen als Kaschierung ihrer eigenen Untätigkeit und vielen sind Mauers Anliegen schlichtweg egal.

Die Zeiten haben sich natürlich geändert und Kunstförderung sieht heute ganz anders aus. Trotzdem darf man behaupten, dass das Sammlerehepaar Essl von einem ähnlichen Eros angetrieben wird wie einst Mauer, ohne hier eine wie immer geartete Abhängigkeit konstruieren zu wollen. Denn die beiden nahmen die Gruppe St. Stephan in ihr Sammelprogramm auf und präsentieren im Schömer-Haus Arbeiten von Hollegha, Prachensky, Mikl und Rainer. In einem ursprünglich unbewussten Rückgriff auf Anregungen, die sich aus Mauers Aktivitäten ergaben, entstand eine bewusste Erinnerung in Form einer Ausstellung samt dazugehörigem Katalogbuch. Wie in der Kunst erlaubt auch deren Vermittlung keine Nachmacherei, sondern fordert zeitgemäße Wege ein. Und so ist natürlich nicht nördlich von Wien eine neue Galerie nächst St. Stephan wie ein "foischa Fufzga" entstanden, sondern ein eigenständiges Unternehmen. Ob sich da die direkten Nachfolger von Mauer vielleicht etwas abschauen könnten?

St. Stephan. Wolfgang Hollegha,

Josef Mikl, Markus Prachensky, Arnulf Rainer. Msgr. Otto Mauer zu Ehren

Sammlung Essl - Schömer-Haus,

Aufeldstraße 23, 3400 Klosterneuburg

Bis 9.1.2005 Mo-Fr 9-17 Uhr,

Katalog mit Beiträgen von A. Essl,

B. Böhler, M. Maresch und A. Hoffer, Klosterneuburg 2003, 120 Seiten, e17,-

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