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Neue Galerie mit Tradition
Vor wenigen Wochen wurde die Galerie Ulysses im Gebäude der Bundestheaterverwaltung eröffnet, die ihre Tätigkeit ausdrücklich in memoriam Msgr. Mauers verstehen will. In ihrer ersten Ausstellung zeigte sie Werke ehemaliger Gründungsmitglieder der Galerie nächst St. Stephan wie Mikl, Wotruba, Rainer, Parchensky, Hollegha u. a. Es war wahrhaftig eine Schau der Klassiker der abstrakten Kunst, Meilensteine, die bereits zu einem festen Bestandteil der Kulturszene dieser Stadt geworden sind, obwohl ihr erstes Auftreten noch gar nicht so lange zurüokliegt. — Die Galerie Ulysses will auch eine Tradition Otto Mauers weiterführen, und zwar, bei jeder neuen Aussteilüngs- eröffnung eine bekannte Persönlichkeit aus dem Kulturleben einladen, Künstler und Werk dem anwesenden Publikum zu interpretieren.
Mit großem Impetus präsentierte sie bereits vor wenigen Tagen eine interessante Einmannschau, ebenfalls einen Klassiker der Abstrakten, den Amerikaner Paul Jenkins. Seine ausgewogenen, prachtvollen Farb- kompositionen strahlen dn ihrer eigenwilligen Zusammenstellung eine abgeklärte Schönheit aus. Peter Weiser suchte mit kommentierenden Worten das Werk des Malers nach dessen eigener Aussage zu erklären.
Der sagte von sich, er male Wunder, die nicht sichtbar seien, die nur der Künstler offenbaren kann. Weiser zitierte den Meister: „I don’t paint what God did, I paint what he is to me.“ Er wies darauf hin, daß diese Bilder wohl nichts wissen von den Konflikten der heutigen Zeit, nichts von Napalmbomben, von Sexrevolution und Hunger, doch sie sind endzeitlich orientiert; der Künstler wollte sie als ein Altarwerk verstanden wissen, als Zeichen aus der Geheimen Offenbarung des Johannes über den Untergang der Welt. Diese Auslegung läßt den Betrachter die Gewalt seiner mystischen Schau erkennen. — Der Emst dieser Interpretation auf Grund der Bekenntnisse des Künstlers wurde vom Publikum sehr estimiert. Somit versucht die Galerie eine schmerzliche Lücke zu schließen, die Msgr. Mauer hinterlassen hat. Es ist zu hoffen, daß sie sich nach dessen Vorbild auch mit neueren Strömungen in der Kunst auseinandersetzen wird.
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