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Markus Prachensky: eine Retrospektive im Oberen Belvedere in Wien.

Nun hatte mich Rot immer schon fasziniert, ich wusste: Das ist die Farbe, in der ich mich ausdrücken kann. Die Farbe meines Lebens." Seiner Leidenschaft für eine einzige Farbe ist der Maler Markus Prachensky ein Leben lang treu geblieben. Genau so wie der gestisch-abstrakten Malerei, die er seit den fünfziger Jahren als einer der österreichischen Hauptvertreter des Informel konsequent verfolgt. Anlässlich seines siebzigsten Geburtstages hat das Belvedere Markus Prachensky eine große Retrospektive gewidmet. Über achtzig Arbeiten aus unterschiedlichen Werkphasen machen den künstlerischen Weg des 1932 in Tirol geborenen Künstlers für den Betrachter nachvollziehbar.

Begonnen hat alles, als der Sohn eines Architekten und Malers 1952 von Innsbruck nach Wien zog, um an der Akademie Architektur zu studieren. Sehr bald faszinierte den jungen Architekturstudenten die Malerei, die er bald zu seinem Hauptlebensinhalt erklärt und nun parallel zur Architektur studiert. Beeindruckt von Piet Mondrian und der steten Auseinandersetzung mit Architektur entstehen zunächst strenge, geometrische Bilder. Entscheidend für Prachensky und die österreichische Kunstszene der folgenden Jahrzehnte wird die Begegnung mit den Künstlerkollegen Arnulf Rainer, Wolfgang Hollegha und Joseph Mikl. Gemeinsam gründen sie rund um ihren großen Förderer Monsignore Otto Mauer die Gruppe "Galerie St. Stephan", die zur bestimmenden Avantgarde der Nachkriegszeit wird.

Angeregt von Otto Mauer und dessen Interesse für die ungegenständliche Malerei stößt Prachensky auch auf die internationale informelle Malerei und deren europäische Protagonisten wie Henri Michaux, George Mathieu, Pierre Soulages, Wols, Emil Schuhmacher sowie die Amerikaner Jackson Pollock und Mark Tobey. Dies sollte zur entscheidenden Wende seiner Malerei führen:1956 "zeichnet er sich frei", wie er es selbst nennt, und findet zu einer spontanen, abstrakten Malerei, die er seitdem nicht wieder aufgibt. Diese ersten informellen roten Serien auf weißen oder schwarzen Flächen sind besonders überzeugend. Sie enthalten bereits die gesamte Qualität von Prachenskys Malerei wie Intensität, geordnetes zielgerichtetes Chaos und Beschränkung auf eine Farbe. Zugleich wohnt den Bildern die Authentizität der Bildfindung bei. Bei ähnlichen Arbeiten, die vierzig Jahre später entstehen, fehlt dieser innovative Ansatz, so dass die Zeichen manchmal plakativ und weniger tief empfunden wirken.

Einer der herausragendsten und oft vergessenen Beiträge zur österreichischen Avantgarde leistete Prachensky im Frühjahr 1959, als er noch vor Hermann Nitsch eine öffentliche Malaktion, "Peinture liquide" im Wiener Theater am Fleischmarkt inszenierte. Ein zweites Mal führte Prachensky eine derartige Schüttaktion im Deutschen Aschaffenburg durch, verfolgte aber den Weg einer performativen Kunstform nicht weiter, wie es später die Wiener Aktionisten taten.

Die übersichtlich und schön gestaltete Schau gebührt Prachensky als einem der wichtigsten österreichischen Vertreter der gestisch-abstrakten Kunst. Die Bilder, die im Titel meist geographische Orte wie "Umbria", "Sardegna" oder "Bali Trumpet" enthalten, vermitteln Freude am Leben, an der Farbe und an der Ästhetik. Sie wirken ungemein gekonnt, so als könnte kein Zeichen an anderer Stelle gesetzt werden. Das Gesamtwerk zeigt aber auch die mögliche Begrenztheit einer spontanen, abstrakten Formensprache, die bei jahrelanger Wiederholung mitunter zur formalen, inhaltsleeren Geste verkommen kann.

Bis 23. Juni

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