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Telegramm von Churchill

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Noch vor Kriegsende, während die Deutschen bereits zu Hunderttausenden kapitulierten ... telegrafierte ich an Lord Montgomery und wies ihn an, dafür zu sorgen, daß die deutschen Waffen gesammelt würden, damit man sie ohne weiteres an die deutschen Soldaten ausgeben könnte, mit denen wir Zusammenarbeiten müssen, wenn die Sowjets ihren Vormarsch fortsetzen.“

Winston Churchill stand kurz vor seinem 81. Geburtstag, als er am 23. November 1954 - vor 40 Jahren - in seinem Wahlkreis Woodford vor einer Mädchenschule aus seinen Erinnerungen plauderte. Die Weltpresse reagierte erwartungsgemäß ganz unterschiedlich, berichtet der amerikanische Historiker Arthur Smith. Sie zeigte „Erstaunen, Ärger, Unwillen, Bitterkeit, an bestimmten Orten aber auch Lob und Bewunderung.“

Die Aufregung erstreckte sich bis ins Unterhaus, wo Churchill kurz darauf von einem Labour-Abgeord- neten nach dem genauen Inhalt des erwähnten Telegramms gefragt wurde und zugeben mußte, daß er es nicht mehr unter seinen Unterlagen gefunden habe.

Aber Churchills Leibarzt Lord Moran bestätigte: „Er war entschlossen, seine Zuhörer wissen zu lassen, daß er angesichts verschiedener unerfreulicher Möglichkeiten schon im Frühjahr 1945 Vorsichtsmaßnahmen treffen wollte, und zwar zu einer Zeit, als die Amerikaner noch damit beschäftigt waren, mit Stalin Freundschaft zu schließen, und die Gefahr des Kommunismus noch nicht wahrhaben wollten.“

1954, zehn Jahre nach dem Telegramm, stand der Kalte Krieg in voller Blüte, England und die USA waren bemüht, eine europäische Verteidigungsgemeinschaft einschließlich . Deutschlands gegen die Ausbreitung des Kommunismus aufzubauen.

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