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Wie regiert man anderswo?

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REGIERUNGSSYSTEMF DER GEGENWART. Von Theo Stammen. W.-Kohlhammer- Verlag, Stuttgart—Berlin—Köln—Maina 1987. 204 Seiten. DM 12.80

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REGIERUNGSSYSTEMF DER GEGENWART. Von Theo Stammen. W.-Kohlhammer- Verlag, Stuttgart—Berlin—Köln—Maina 1987. 204 Seiten. DM 12.80

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In der Reihe „Geschichte und Gegenwart“ legt der Lehrbeauftragte der Hochschule für politische Wissenschaft in München, Theo Stammen, eine Zusammenfassung der Regierungssysteme der heutigen Zeit vor. Damit ist ein für die Volksbildung ungemein nützliches Informationswerk geschaffen, das die wesentlichsten Merkmale der heute vertretenen Typen übersichtlich festhält. Es wird vor allem einer zusammenfassenden Information gerecht; man darf einen tiefen Einblick in die Bestimmungen der Konstitutionen und die jeweiligen Regierungspraktiken nicht erwarten.

Aus verständlichen Gründen sind die Ausführungen über den angloamerikanischen Raum sowie über die in Europa gängigen Formen etwas breiter geraten als etwa die Übersicht über die totalitären kommunistischen Regierungssysteme der Gegenwart. In diesem Zusammenhang wäre ein stärkeres Eingehen auf die Parteisysteme des Westens durchaus sinnvoll gewesen, da diese — wohl in einer anderen Weise als im Osten — ebenso die Grundlage für die Regierungsformen bilden.

Der österreichische Leser wird insbesondere die Würdigung des

Regierungssystems unseres Landes in diesem Buch überprüfen. In der fünf Seiten umfassenden Darstellung begegnet man einem leidlichen historischen Überblick, der allerdings die Deklaration Österreichs als „Bestandteil der Deutschen Republik“ der Bundesverfassung von 1920 zuschreibt. Keinerlei Erwähnung findet die Selbstausschaltung des österreichischen Parlaments 1933, es ist vielmehr von einer „heillosen Zersplitterung der politischen Kräfte zwischen den rechten und linken Extremen“ die Rede. Der Leser mag selbst beur teilen, inwieweit diese Darstellung an der historischen Wirklichkeit vorübergeht. Die im Zusammenhang mit dem Ende der Koalition genannten Parlamentswahlen werden vom Autor auf das Jahr -1965 vorverlegt. Hier liegen zwei unnötige Fehler vor, da der Zeitpunkt der Parlamentswahlen, die das Regierungssystem in Österreich entscheidend geändert haben, sehr kurz zurückliegt. Ebenso muß erwähnt werden, daß die Ausbildung des Kammer- und Verbände- wesens in unserem Land keine Beachtung findet. Es entzieht sich der möglichen Begutachtung des Rezensenten inwieweit solche Fehler auch in den anderen Darstellungen zu finden sind.

Ais äußerst nützlich darf jedenfalls die am Schluß des Buches beigefügte Zusammenfassung der Regierungssysteme der einzelnen Länder der Welt angesehen werden, die eine kurze Information ermöglicht und weiters auf die eingehende Behandlung im Buch jeweils Bezug nimmt.

Zusammenfassend kann bemerkt werden, daß mit diesem Buch wohl eher eine nützliche Unterlage für die staatsbürgerliche Erziehung und politische Bildung vorliegt, als ein wissenschaftliches Werk. Diesen Anspruch hat aber der Autor in seinem Vorwort nicht erhoben, da er sein Buch als eine „handliche Übersicht über möglichst viele der gegenwärtigen Regierungssysteme“ bezeichnet. In diesem Sinn erfüllt das Buch seine Aufgabe.

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