... der in der heiteren Tonart unserer Befreundetheit mich gern "Dichterfürst" genannt hat - im privatem das altvaterisch-hohle Pathos los, welchem er sich offiziell verpflichtet empfand.
ein Meister der Deskription in seinen Deutungen von Heiligenbildern, und sein Marienbuch, gar nicht bigotter Tonart, enthält Naiv-Poetisches ("Die Jungfrau trägt das Himmelegewölbe in sich"). mir war es in Briefen vergnüglich, mich metaphysisch unbegabt darzustellen, und ihm, mir meine dichterischen Freiheiten' etwa bezüglich Transsubstantiation und Auferstehung als religiös auszulegen. was ihn im Umgang mit Jugendlichen problematisch gemacht haben könnte (nämlich weit mehr als seine im halbunschuldigen Knabenalter zurückgebliebene Geschlechtlichkeit) ist mir aufgegangen anhand meiner Bemerkung, vor Jahrzehnten habe mich als Autostopper ein Kardinal in seinem Luxusvehikel von Mailand nach Genua mitgenommen, etliche Jahre später im neuen Papst Paul VI wiedererkannt - und meine, mich fragwürdig überhöhende Antwort? "Da hat er IHN in dir erkannt!" (daß dergleichen Abhängigkeiten erzeugen könne und daß dann Machtmißbrauch vorliege, das wollte er nicht begreifen). ein Brief aus der Verbannung, Nähe Dresden ("Unrasiert und fern der Heimat...") ist mir der Briefmarke wegen teuer: die habe er im Ort beschafft, überzeugt, daß mir die Abgebildete gefallen müsse (Marlene Dietrich).
während unseres letzten Telephonats beschreibt er mir seine Grabstätte: "Mein Kopf liegt dann genau unter - achso, das ist ja dann gar nicht mehr mein Kopf!" "Oh doch, und deine Asche kannst du dir auch in den Himmel mitnehmen!" und als der Schalk, der er war, sinniert er dann noch: "Also heiligsprechen werden sie mich ja nicht!" "Aber deine Seligsprechung, die setz ich dir schon durch!"
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