Eine Insel überfordert vom Flüchtlingsstrom

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Seit Malta im Jahr 2004 EU-Mitglied wurde, hat sich die Zahl der per Boot ankommenden Migranten ohne Papiere um ein vielfaches erhöht. Damals wurde Malta zum südlichsten Land der EU und somit zu einer Schnittstelle für Menschen am Weg von Nordafrika nach Europa. Maltas Regierung hat die EU und die internationale Gemeinschaft wiederholt zu einer sogenannten "Lastenverteilung“ aufgerufen und mehr finanzielle Hilfe angefordert, um die Einrichtungen für Migranten zu verbessern.

Jedes Jahr verliert eine unbekannte Anzahl von afrikanischen Migranten im Mittelmeer ihr Leben. Amnesty International kritisiert, dass die schlechte Zusammenarbeit zwischen Italien und Malta bei der Rettung und Aufnahme der Flüchtlinge die Todesrate weiter erhöhen würde.

Besonders schutzbedürftige Gruppen wie Familien mit Kindern, ältere Menschen, unbegleitete Minderjährige, Schwangere, Menschen mit Behinderungen oder ernsten Erkrankungen sollten möglichst nicht interniert werden - in der Praxis geschieht das dennoch, wie ein aktueller Bericht von "Human Rights Watch“ zeigt. Weiters wird kritisiert, dass sich die Aufnahmeverfahren zu lange ziehen. Die Flüchtlinge würden nicht ausreichend Informationen und rechtlichen Beistand erhalten, um über ihre Rechte und Möglichkeiten aufgeklärt zu werden und um im Falle von besonderer Schutzbedürftigkeit gegen eine Internierung Beschwerde einlegen zu können.

Flüchtlinge stecken auf Malta fest

Sofern die Migranten auf Malta bleiben dürfen, haben sie oft Schwierigkeiten, Jobs zu finden oder sich eine eigene Unterkunft zu leisten. Die maltesischen Behörden räumen ein, dass afrikanische Migranten am Arbeitsmarkt leicht ausgenutzt werden können. Gleichzeitig erlaubt ihnen die EU-weite Dublin-II-Verordnung nicht, in ein anderes EULand weiterzuziehen. Weil sie als erstes in Malta angekommen sind, stecken sie auf der Mittelmeer-Insel fest. Dabei hat Malta nicht einmal die Ressourcen, um Flüchtlinge wieder in ihre Heimatländer abzuschieben. Die EU und die USA haben Malta in den letzten fünf Jahren eine kleinere Anzahl an Flüchtlingen abgenommen. Jene, denen der Flüchtlingsstatus anerkannt wird, hoffen, in ein anderes Land gehen zu können.

Im Jahr 2012 sind 1890 Menschen per Boot auf Malta angekommen - die Mehrheit aus Ostafrika. 78 Prozent aller Asylwerber auf Malta haben letztes Jahr verschiedene Arten von Schutz erhalten, weitere neun Prozent einen vorläufigen Aufenthaltstitel. Die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge auf Malta ist seit dem Vorjahr von 14 auf 27 Prozent gestiegen. Die meisten stammen aus Somalia. In dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land am Horn von Afrika droht bereits 10-jährigen Burschen die Zwangsrekrutierung als Soldat, den gleichaltrigen Mädchen die Zwangsverheiratung und Vergewaltigung. (ein)

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