Rom: Kirche von morgen

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Derzeit beraten 175 Bischöfe in Rom zusammen mit 50 handverlesenen Gästen (sogar 18 Frauen darunter) den Zustand und die Zukunft der katholischen Kirche in Europa. 50 Kilometer außerhalb der Ewigen Stadt haben 100 Delegierte katholischer Reformgruppen aus zwölf Ländern dasselbe Thema diskutiert.

Einmal die Synode in der unvergleichlichen Ewigen Stadt mit der zu Stein gewordenen Pracht und Macht vergangener Jahrhunderte - das andere Mal das Städtchen Santa Severa am Meer, wo sich im Wandel der Gezeiten des Meeres und im Wechsel der Sonnenauf- und -untergänge Gleichklang und Schönheit zeigen. Zwei Welten, zwei Kirchen?

Nicht wirklich, aber die Sinnbildhaftigkeit der Szenerien ist nicht zu übersehen. Die Bischöfe gehen von einer sehr realistischen, ja schonungslosen Zustandsbeschreibung aus - aber in den Arbeitspapieren fehlt jede kritische Selbstbetrachtung: Individualismus und Egoismus, Konsumerismus und Hedonismus, säkularer Humanismus und Nihilismus sind an allen Übeln schuld, die die Festung Kirche umspülen.

Anders bei den "Alternativen". Sie stimmen in ihrem Schlußdokument in mehreren Bereichen voll mit dem Papst überein: bei den Themen Frieden, soziale Gerechtigkeit, Ablehnung der Todesstrafe und Erhaltung der Umwelt. Aber dann gibt es grundlegende Kritik: In den Bereichen persönlicher Lebensführung hat die Kirche bei vielen jede Glaubwürdigkeit verloren - weil sie den Bezug zu den vielen fließenden Lebenswirklichkeiten verloren hat.

Das Kirchenbild der Reformgruppen geht von der Tatsache aus, daß die Kirche als Institution ein Teil der jeweiligen Kultur ist und sich von dieser nicht abkoppeln kann. Eine demokratische Kultur ist ohne Menschenrechte, Mitbestimmung, Durchschaubarkeit von Entscheidungsprozessen und Gewaltenteilung nicht vorstellbar. Dem wird sich die katholische Kirche auf Dauer nicht entziehen können. Zwei Kirchenbilder, zwei Welten? Nein, denn seit 2000 Jahren lebt auch die Kirche in Wandel, in Veränderung, und seit 2000 Jahren beten ihre Gläubigen zum selben Gott - auch heute, auch und gerade in Rom.

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