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Es gehört zur Abrundung des Bildes über Südtirol, daß auch die Besitzverhältnisse in Südtirol klargestellt werden, um daraus zu ersehen, daß der Grundbesitz zum größten Teil noch in deutschen Händen ist. Die Zahlen stützen sich auf amtliche Daten der Industrie- und Handelskammer in Bozen und sind daher unantastbar.

Die Provinz Bozen hat eine Gesamtfläche von 740.000 ha, davon Oedland 110.000 ha und land- und forstwirtschaftliche Fläche 630.000 ha. Die landwirtschaftliche Fläche verteilt sich wieder auf Wald mit 44,6%, Wiesen und Weiden mit 41,8% und Ackerland 5,6%. Auf Weinbau in Reinkultur fällt eine Fläche von 6518 ha, in Mischkultur 2675 ha, mit einem Ertrag von 558.441 t Trauben, hiervon 30.000 t Eßtrauben und Weinerzeugung von 383.728 hl. Auf Obstbau entfallen in Reinkultur 7826 ha und auf Mischkultur 15.084 ha, mit einem Reinertrag von 1,630.000 t; davon waren 1,237.400 t Aepfel, 360.700 t Birnen, 2500 t Pfirsiche, 20.900 t Marillen, 3800 t Kirschen, 1200 t Pflaumen und 3500 t Nüsse.

Im Feldbau entfallen auf Weizen: Hektarertrag 13,4, mit einem Gesamtertrag von 57.000 t, Roggen: Hektarertrag 14,5, mit einem Gesamtertrag von 148.000 t, Gerste: Hektarertrag 13,2, mit einem Gesamtertrag von 30.000 t, Hafer: Hektarertrag 12,9, mit einem Gesamtertrag von 24.000 t, Mais: Hektarertrag 28,6, Gesamtertrag 67.000 t, und Kartoffeln: Hektarertrag 161,5, und Gesamtertrag 726.000 t.

An Kunstdünger wurden verwendet: 25.000 t Stickstoff, 82.000 t Phosphat und 30.000 t Kali.

Die Waldfläche Südtirols betrug 296.970 ha mit einer Holznutzung von: Nutzholz 330.000 m3, das sind 2.618,000.000 Lire, und Brennholz 674.000 t im Werte von 352,000.000 Lire.

Im Jahre 1951 gab es in Südtirol 112.226 Stück Rinder, davon 60.969 Kühe. Der Verbrauch an frischer Kuhmilch betrug rund 600.000 t, an verarbeiteter Milch (Butter, Käse usw.) 475.000 t. Weiter zählte man 8846 Pferde, 19.870 Ziegen, 68.529 Schafe mit einer Schafwollgewinnung von 850 t, und 25.065 Schweine.

Die Ausfuhr betrug an Wein 2.265,000.000 Lire (hauptsächliche Ausfuhrländer: Oesterreich, Schweiz und Deutschland), an Obst 464,000.000 Lire (vorwiegend Oesterreich, England und Deutschland), an Magnesium 2,000.000 Lire, Holzschnitzereien 36,000.000 Lire (vorwiegend nach Uebersee), Marmor (Laas) 304,000.000 Lire; die Stromerzeugung betrug 2.623,000.000 kWh, davon wurden in der Provinz Bozen selbst verbraucht 707,000.000 kWh.

Vom ganzen Grundbesitz entfallen auf Gemeindebesitz, Staatsbesitz und Kirchenbesitz 23,4%, auf italienischen Privatbesitz 2,9% und auf deutschen Privatbesitz 73,7%.

Der Privatgrundbesitz teilt sich wieder auf in Südtiroler Privatbesitz mit 96,3% und italienischen Privatbesitz mit 3,7%.

Die Besitzverhältniss in der Stadtgemeinde Bozen sind aufgeteilt auf 3569 Grundbucheinlagen, mit einem Staatsbesitz von 5,12%, Gemeindebesitz mit 4,93%, Kirchenbesitz mit 2,22%, italienischem Privatbesitz mit 15,86% und deutschem Privatbesitz mit 71,87%. Der Privatbesitz Südtirols teilt sich wieder in 3131 Einlagezahlen, hiervon entfallen auf italienischen Besitz 566 Einlagen mit 18,68% und auf deutschen Besitz 2565 Einlagen oder 81,32%.

Schon aus diesen Zahlen ersieht man, daß die Bodenständigkeit weitaus zu vier Fünfteln deutscher Besitz ist.

Interessant ist die Aufteilung im sogenannten Unterland (von Bozen abwärts und im Gerichtsbezirke Bozen). Man sieht daraus, daß nur die Gemeinden mit alten, schon vor 1914 vorhandenen Minderheiten einen großen Anteil vom Grundbesitz in italienischer Hand aufweisen, aber auch verhältnismäßig sehr geringe Anteile in diesen Gemeinden vorhanden sind. Zum Beispiel hat die Gemeinde Leifers nur 7,64% italienischen Besitz, 18 Gemeinden von den 26 untersuchten Gemeinden haben einen italienischen Besitz, der weit unter 10% liegt. So weist die. Gemeinde Aldein einen deutschen Besitz von 99,58% und einen italienischen von 0,42% auf, die Gemeinde Auer 66,3% deutschen und 33,7% italienischen Besitz, die Gemeinde Pranzoll, die stets als italienische Sprachinsel gewertet wurde, 77% deutschen Besitz und 22,9% italienischen Besitz. Die Gemeinde Kurtatsch hat 96,4 deutschen und 3,6% italienischen Besitz, die Gemeinde Neumarkt 76,93% deutschen und 23,07% italienischen Besitz, die Gemeinde Montan 86,76% deutschen und 13,24% italienischen Besitz, die Gemeinde Jenesien 99,8% deutschen und 0,2% italienischen Besitz, die Gemeinde Kaltem 97,35% deutschen und 2,65% italienischen Besitz, die Gemeinde Karneit 99,96% deutschen und 0,04% italienischen Besitz, die Gemeinde Kastelruth 94,04% deutschen und 5,96% italienischen Besitz, die Gemeinde Ritten 98,62% deutschen und 1,38% italienischen Besitz, die Gemeinde Sarntein 99,74% deutschen und 0,26% italienischen Besitz, die Gemeinde Welschnofen 99,93% deutschen und 0,07 % italienischen Besitz, die Gemeinde Deutschnofen 99,57% deutschen und 0,43% italienischen Besitz.

In allen 27 angeführten Gemeinden hat lediglich die Gemeinde Pfatten, die auch in Friedenszeiten vor dem ersten Weltkrieg eine rein italienische Mehrheit hatte, ein Ueber- gewicht an italienischem Besitz, und zwar 56,56% italienischen Besitz gegenüber 43,44% deutschem Besitz. In deutschem Besitz sind in diesen 27 Gemeinden also 99.829 ha und in italienischem Besitz 3883 ha, was einem Gesamtergebnis von 96,33% deutschem und 3,67% italienischem Besitz entspricht.

Nach dem Wahlergebnis vom 16. November 1952 befinden sich in Südtirol 49 Gemeinden mit 0 bis 9,9% Italienern, 24 Gemeinden mit 10 bis 19,9% Italienern, 25 Gemeinden mit 20 bis 49,9% Italienern und 9 Gemeinden mit 50% Italiener und darüber.

Im Jahre 1910 zählte man in Südtirol eine Gesamtbevölkerung von 257.114, hiervon Deutsche 240.566 und Italiener 16.428, im

Jahre 1921 betrug die Gesamtbevölkerung 236.175, davon Deutsche und Ladiner 208.963 und Italiener 27.212, im Jahre 1939 betrug die Gesamtbevölkerung 334.715, hiervon Deutsche und Ladiner 251.720 und Italiener 82.995, und im Jahre 1952 betrug die Gesamtbevölkerung 333.934, hiervon 216.389 Deutsche und Ladiner und 117.545 Italiener. Vom Jahre 1910 bis zum Jahre 1952 sind sohin in die Provinz Bozen über 100.000 Italiener eingewandert. Man sieht aus diesen Zahlen, daß die Entdeutschung sehr rasch vor sich geht, während der Grundbesitz zum allergrößten Teile noch in deutscher Hand ist. Der italienische Besitz erstreckt sich zum größten Teil auf die Städte, während in höheren Lagen fast kein italienischer Besitz zu verzeichnen ist.

Die gewaltsame Eindrängung der Italiener kann nicht besser als durch diese amtlichen statistischen Daten gekennzeichnet werden.

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