Blut macht nicht Ostern

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Naja, in Europe hätte Mel Gibson nicht schon am ersten Tag die Produktionskosten seines Sadomaso-Monsters "Die Passion des Christus" hereingespielt. Manche Vorstellungen in Österreich waren schwach besucht. Die Gewaltpornografie des Films ist für viele Menschen unerträglich.

Das macht niemandem das Recht streitig, von der Leidensgeschichte des Herrn erschüttert zu sein. Eine fromme Wallfahrt war das Sterben Jesu nicht. Aber was dieser Film-Erlöser zu erleiden hatte, hätte den historischen Jesus schon bei der Geißelung ins Jenseits befördert. Und da müssen Christen, die den Film loben, sich schon die Frage gefallen lassen: Glauben wir an einen Gott, der eine so grauenhafte Folterung von seinem Sohn verlangt und ohne sie die Menschheit nicht errettet hätte?

Wohl hat Jesus unser aller Sünden abgewaschen - aber nicht allein durch sein Sterben, sondern wesentlich auch durch seine davon untrennbare Auferstehung. Der Auftrag lautete: Verkünde die Botschaft der Wahrheit und der Liebe, auch wenn du dafür den Tod erleiden musst! Aber nicht: Provoziere so lange, bis sie dich qualvoll zu Tode foltern! "Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld, / bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld", sangen wir beim Requiem für Kardinal König nach dem "Adoro te devote" von Thomas von Aquin.

Der Gibson-Film bedient schamlos nicht nur antijüdische, sondern auch antichristliche Vorurteile. Das sollten jene bedenken, die jetzt zu verstehen geben: Wer diesen Film ablehnt, verniedlicht die Erlösungstat, ist ein "Softie" im Glauben! Mit Recht gab Kardinal Ratzinger zu bedenken: Alle Jesus-Filme sind problematisch, keiner fängt die ganze Wahrheit ein! Literweise Opferblut begründet nicht die Osterhoffnung der Christen. Da ist wohl auch im Religionsunterricht noch einiges klarzustellen.

Der Autor ist freier Publizist.

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