"Großbetriebe sollen Verantwortung zeigen"

19451960198020002020

Mit einer neuen Initiative will die Landwirtschaftskammer die Herkunft von Eiern und Fleisch transparenter gestalten. Doch derzeit sind weder Restaurants noch Gemeinschaftsbetriebe verpflichtet, die Herkunft - etwa der von ihnen verkauften Ostereier - bekanntzugeben. | Das Gespräch führte Teresa Freudenthaler

19451960198020002020

Mit einer neuen Initiative will die Landwirtschaftskammer die Herkunft von Eiern und Fleisch transparenter gestalten. Doch derzeit sind weder Restaurants noch Gemeinschaftsbetriebe verpflichtet, die Herkunft - etwa der von ihnen verkauften Ostereier - bekanntzugeben. | Das Gespräch führte Teresa Freudenthaler

Werbung
Werbung
Werbung

Josef Plank (ÖVP) ist Generalsekretär der österreichischen Landwirtschaftskammer Österreich. Ein Gespräch über Bio eier, Herkunftsbezeichnungen, Tierschutz und Antibiotika.

DIE FURCHE: Die Initiative "Gut zu wissen" der Landwirtschaftskammer macht die Herkunft von Fleisch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung sichtbar. NÖ setzte das bereits um. Wann zieht der Rest Österreichs nach?

Josef Plank: Wir haben die Initiative 2016 gestartet. Einige Unternehmen, die im Kantinenbereich tätig sind, stiegen ein. NÖ befindet sich in der Umsetzungsphase. In vielen anderen Regionen passiert in diesem Bereich auch einiges. Wir sind äußerst optimistisch und werden dieses Thema sicher zwei, drei weitere Jahre offensiv unterstützen, weil die Transparenz in der Außerhausverpflegung sehr wichtig ist. Unser nächster Schwerpunkt werden große Unternehmen sein, die Nachhaltigkeitsberichte ausstellen und ihre Verantwortung zeigen.

DIE FURCHE: Sind Restaurants und Gemeinschaftsbetriebe zu Transparenz verpflichtet?

Plank: Derzeit nicht. Sie müssen Lebensmittelrechte und hygienische Bedingungen erfüllen, die Herkunft der Nahrungsmittel ist nicht auszeichnungspflichtig. Wir glauben, dass hier ein wichtiges Signal nicht bedient wird. Bei Fleisch und Eiern wollen wir die Betriebe durch "Gut zu wissen" dazu motivieren, auf freiwilliger Ebene transparent zu sein.

DIE FURCHE: Sie sagen "unser Geflügel hat am meisten Platz und wir verwenden am wenigsten Antibiotika". Was heißt das in Zahlen?

Plank: Es gibt neben der EU-weiten Regel in Österreich auch eine nationale Regel. Wir haben im EU-Durchschnitt die niedrigste gesetzliche Besatzdichte, bei Mastgeflügel etwa dürfen sich nicht mehr als 30 Kilogramm pro Quadratmeter befinden. Das ist aber ein Kostenfaktor. Darum sollte man beispielsweise Geflügelfleisch in Berlin nicht mit jenem in Wien vergleichen. Das Fleisch in Berlin muss ja billiger sein, denn das österreichische Produkt hat einen anderen, teureren Produktionsstandard, wesentlich mehr Tierwohl, wesentlich weniger Antibiotika. Man möge also bitte dieselbe Qualität miteinander vergleichen. Im Geflügelbereich werden bei 70 Prozent der österreichischen Tiere überhaupt keine Antibiotika verwendet. Im Falle von Krankheiten schon, aber nur sehr knapp und nach Absprache mit dem Tierarzt, niemals prophylaktisch.

DIE FURCHE: Wer überprüft, woher die Eier kommen und ob Hennen gentechnikfrei ernährt werden?

Plank: AMA ist hier der zentrale Träger und überprüft, dass die Informationen transparent sind. Selbstverständlich wird das stichprobenweise von unabhängigen Kontrollstellen ermittelt. Eine Kontrollstelle muss bestimmte Kriterien erfüllen, damit sie als unabhängig gilt, die Zertifikate müssen immer wieder erneuert werden. Kontrollstellen werden also auch selbst kontrolliert.

DIE FURCHE: Wie kann sich der Konsument sicher sein, dass Bio-Eier wirklich Bio sind?

Plank: Der Begriff "Biologische Produktion" ist eine geschützte Qualitätsauszeichnung. Wenn biologische Produkte verkauft werden, muss der Betrieb biologisch produzieren. Auch hier überprüfen das Kontrollstellen.

DIE FURCHE: Was würden Sie beim Eierkauf empfehlen?

Plank: Auf das AMA-Gütesiegel achten. Es garantiert Qualität und Transparenz. Auch beim Bio-Zeichen ist man auf der richtigen Seite.

DIE FURCHE: Gemeinschaftsbetriebe sollen nicht mehr unbedingt die billigsten, sondern die besten Produkte kaufen. Fördert die Regierung dieses Anliegen?

Plank: Die Regierung ist mit auf dem Weg. Ursprünglich hieß das Bestbieterprinzip Billigstbieterprinzip, der Preis hat also entschieden. Jetzt gibt es die Möglichkeit, auch zusätzliche Standards auszuschreiben. Ich kann etwa europaweit ausschreiben, dass ich keine Eier aus Käfighaltung haben will, und ein billiges Käfigei kann dann hier de facto nicht mitspielen. Die öffentliche Hand ist extrem offensiv, wenn es darum geht, neue Auflagen zu definieren. Es ist also nur recht und billig zu fordern, dass sie sich auch selbst an die Standards hält. Es wäre ein klares Signal, wenn die öffentliche Hand etwa nur Waren kaufen würde, in denen keine Eier aus Käfighaltung enthalten sind.

DIE FURCHE: Sind Tierschutzvereine in Ihre Initiativen eingebunden?

Plank: Der Dialog mit Tierschutzorganisationen ist uns sehr wichtig. Bei Organisationen, die Tierschutz nur aus ideologischen Gründen betreiben, ist es schwierig, eine gemeinsame Diskussionsebene zu finden. Wir haben in diesem Sektor aber durchaus gute Diskussionen und Partnerschaften.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung