Wellness in der Politik

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Die von Jörg Haider einst als "Altparteien" titulierten Großparteien sind unschick geworden. Das aber nützt nicht den Freiheitlichen, sondern den Grünen. Deren Aufstieg ist mit der Ablehnung klassischer Parteipolitik eng verbunden. Denn sie sind ideologisch so weichgespült, dass sie für alles stehen können, was derzeit als richtig erkannt wird.

Der Grün-Wähler findet gute Luft klasse, vor allem dann, wenn er sie im Cabrio genießen kann. Er/Sie meint, dass Zuwanderer besser behandelt werden müssen, wohnt aber tunlichst weit weg von ihnen. Grün wählen heißt gegen Abfangjäger, gegen Schwarz-Blau, für glückliche Hühner und den Ausgleich zwischen Arm und Reich zu sein. Kurzum, die Grünen sind vor allem den "BoBos" ("Bourgeois Bohemiens", © Falter) sympathisch und vermitteln jene diffuse Modernität, die den anderen Parteien schmerzlich abgeht.

Dabei haben auch diese nichts unversucht gelassen, um ihr Profil unschärfer werden zu lassen. Und wir reden jetzt nicht von der FPÖ, die links für den kleinen Mann und rechts für die deutsche Kulturnation steht. Die ÖVP hat wohl einen Kanzler, der weiß, wohin er will. Aber dass er dies mit einem so desorientierten Koalitionspartner tut, erhöht weder nach innen noch nach außen den Wohlfühlfaktor der Volkspartei. Die Sozialdemokraten wiederum scheitern weiterhin darin, den Spagat zwischen Chianti-Weingut und sozialem Gewissen zu vollziehen, der den Grünen derzeit so mühelos gelingt.

Immerhin beginnt die kleinere Oppositionspartei nun, inhaltliche Richtlinien für die nächsten Koalitionsverhandlungen zu erarbeiten. Das zeugt von Realitätssinn. Schließlich verlangt Regieren mehr als nur freundliche Wellness-Politik.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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