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Ehrliche Limits

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Verkehrssicherheit ist aufgrund unserer Statuten eine der wichtigsten Aufgaben”, erklärt Otto Kelch, Bereichsleiter für die Autofahrer-Interessenvertretung im ÖAMTC. Selbstverständlich möchte der ÖAMTC für seine Mitglieder größtmögliche Sicherheit im Verkehr; manche Überlegungen in dieser Hinsicht unterscheiden sich allerdings von den Forderungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit.

So halten die Autofahrervertreter die Einführung des „Punkteführerscheines” nur bedingt für sinnvoll: „Durch diese Maßnahme wird ein verschwindend kleiner Promillesatz der Lenker herausgegriffen. Der Verwaltungsaufwand hingegen ist sehr groß, weil viele Lenker mit unbedeutenden, einmaligen Vergehen ebenfalls erfaßt werden. Dieser Mehraufwand sollte eher in ver-' stärkte Präsenz der Exekutive auf der Straße investiert werden.”

Der ÖAMTC hält es auch nicht für klug, wenn niedrige Tempolimits gefordert werden, damit trotz Übertretungen die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit sinkt. „So werden die Leute erzogen, Vorschriften permanent zu übertreten.

Schließlich ist ihnen ja bewußt, daß diese Begrenzungen kaum mit dem Argument notwendiger Sicherheit

zu rechtfertigen sind. Daher treten wir für realistische Tempolimits ein, die dann auch wirklich kontrolliert werden.”

„Fahren mit Licht bei Tag” ist für die ÖAMTC-Experten zwar einen Versuch wert, man erhofft sich davon aber nicht allzu viel: „Es gibt keine internationalen Untersuchungen, die einen wesentlichen Sicher-heitsgewinn dokumentieren”, sagt Otto Kelch.

Der Interessenvertreter weist auch auf grundlegende Probleme beim Vergleich von Unfallstatistiken hin: „Die Erhebung und Auswertung der Zahlen ist zwischen den Staaten oft unterschiedlich, daher sind sie kaum vergleichbar. Landschaftliche oder klimatische Kriterien bleiben unbeachtet. Ich glaube zum Beispiel nicht, daß man die Zahlen des Burgenlandes mit denen Tirols so einfach vergleichen kann.”

Die österreichische Unfallstatistik könnte aussagekräftiger werden: „Die meisten Unfälle werden unter den Titeln ,Alkohol' und ,Raserei' angeprangert. Es wäre aber eine differenziertere Betrachtungsweise wünschenswert. In der Schweiz zum Beispiel gibt es auch Kriterien wie ,Unachtsamkeit' oder ,Nichtbeherr-schung des Fahrzeuges.'”

Weiters fordert der ÖAMTC den verstärkten Einsatz von Kreisverkehrsanlagen im Überlandbereich. Damit hätte man in England und Frankreich bei der Verflüssigung des Verkehrs gute Erfahrungen gemacht. Der Autofahrerclub tritt außerdem für mehr Leiteinrichtungen statt Verbotstafeln und ein Maßnahmenpaket für Badfahrer ein. Der Kampf gegen Disziplinlosigkeit im Verkehr - aggressives Verhalten, Rotlichtüberfahrungen - sollte durch mehr Überwachung verstärkt werden.

Otto Kelch hätte übrigens ein einfaches Rezept zur schlagartigen Erhöhung der Verkehrssicherheit parat: „Es sollte jeder nur so fahren, wie er es von den anderen erwartet.”

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