Vor 50 Jahren erschien der erste Band der von Anton Bettelheim gegründeten Neuen österreichischen Biographie. Jetzt liegt der 18. Band vor. Das Eigenartige dieser Reihe vorzüglicher Lebensbeschreibungen liegt darin, daß die Beiträge weit über den Umfang der Artikel eines biographischen Lexikons hinausgehen, aber den Raum nicht überschreiten, der ausreicht, Persönlichkeit und Lebenswerk des Dargestellten voll zu erfassen. Bettelheim, dessen große Beaumarchais-Biographie selbst von keinem Franzosen übertroffen wurde, wußte für die österreichischen Größen das richtige Maß zu
Seit jeher entwickelte sich die Menschheit durch Züchtung einer Elite, ähnlich der Zucht des Vollbluts oder des Wiens Stolz bildenden Lipizzaners. Von den in der Ilias erwähnten Lykiern heißt es, sie besäßen eine erlesene Kriegerkaste, welche, vom Volk neidlos verehrt, die beste Kost und andere Vorteile genösse, weil sie in der Schlacht in der vordersten Reihe und mit besonderer Tapferkeit kämpfe. Dem Adel, der sich nach Aristoteles durch „Vortrefflichkeit und ererbten Reichtum“ über das Volk erhebt, verdankte Rom seine Größe, wo die Senatorenfamilien als sichtbares Zeichen
Alphons Lliotsky verkörperte das Ideal des Gelehrten. Es wäre Lavater leichtgefallen, den Charakter zu deuten, denn, wenn man Lhotskys Arbeitszimmer in der Universität betrat, konnte man glauben, Erasmus Im Gehäuse, wie ihn Holbein verewigte, vor sich zu sehen. Und Erasmus glich sein Geist. Wer die Studien in dem vorliegenden Band, dem nodi drei Bände folgen werden, zur Hand nimmt, wird das fast übermensch-lidie Gedächtnis, das erstaunlidi weite und tiefe Wissen und die einmalige Gabe, für die schwierigsten dem Historiker und Philologen gestellten Fragen die Lösung zu finden, als
Edward Crankshaw begründete seinen Ruhm mit Berichten aus Moskau im „Observer” und, auch ins Deutsche übersetzten, Büchem über Rußland, darunter die glänzende Biogra-.phie Chruschtschows. Rußlandmüde und vielleicht auch, um sich von der Zeitgeschichte und ihren drohenden Aussichten abzuwenden, richtete er den Blick in die Vergangenheit. Die vollkommene Beherrschung der deutschen Sprache, die ihm ermöglicht hatte, ein Buch über die Oestapo zu schreiben, bestimmte ihn, •Österreich, wo er sich wiederholt aufhielt, zum Gegenstand seiner historischen Studien zu wählen. Gleich nach
Thukydides überliefert einen Ausspruch des durch den Landkrieg bedrängten Perikies: „Wäre Athen eine Insel, welches Volk wäre unbesiegbarer als wir?“ Venedig war in dieser glücklichen Lage, bis es, um das Wort Eickhoffs zu gebrauchen, „verlandete“ und die Kolonialherrschaft über Kreta der Serenissima die schwerste Wunde schlug. Der Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeer ist ein höchst aktuelles Thema, seit wieder eine östliche Weltmacht hier vordringt. Nach der Seeschlacht von Lepanto (1571) erfreute sich die Ägäis eines Zustandes des Friedens, bis nach 74 Jahren der Krieg um Kreta 1645 mit dem Überfall der Türken auf die im Westen der Insel gelegene Stadt Kanea begann.
Von den zahlreichen Nachkommen meines Urgroßvaters mütterlicherseits bin ich der einzige, der noch ein Stück seines Erbes besitzt: den Anspruch auf ein Landgut, zwar von kleinem Ausmaß, aber in einem Reich, wie es nicht herrlicher erträumt werden kann. Nach der Besitzergreifung wären pro Joch jährlich am 24. Dezember nur ein amerikanischer Cent zu entrichten, ein Nichts für ein Guit in einem zauberhaft schönen und reichen Land, einem Paradies von Plantagen, Zedern- und Mahagoniwäldern und ewigem Sommer. Goldkömer in den Flüssen weisen den Weg zu den Bergen, wo man mit dem Spaten
MARLBOROUGH BAND II, Der von Soldrückständen halten mußte. Feldherr und Staatsmann 1705 bis Die Biographie Marlboroughs, von 1722. Von Winston S. Churchill, seinem Nachfahren geschrieben, ge- Verlag Georg D. W. Callwey, Mün- hört zu den historischen Meister- chen. 685 Seiten. DM 3S.—. werken der Weltliteratur.
Dieser Beitrag zur Geistes- und Kulturgeschichte der Monarchie, eine Fortsetzung des vor einem Jahr erschienenen Bandes „Romantizismus, Restauration und Frühliberalismus im österreichischen Vormärz“, enthält in einem besonders wichtigen Teil eine um die jüngsten Forschungsergebnisse bereicherte Zusammenfassung früherer Veröffentlichungen („Geisteskampf im Sudetenraum“, „Das religiöse Ringen zweier Völker“, „Frühaufklärung“, „Der Joseflnismus und seine Geschichte“). Die Religionsphilosophie des Verfassers steht im Zeichen Bernard Bolzanos, dem er ein eigenes Werk gewidmet hat.
Werdegang und Laufbahn des Friedländers von seiner Geburt bis zu seinem Ende, seine Persönlichkeit, seine Taten und sein nachhaltiger Einfluß auf die europäische Geschichte werden auf der Grundlage einer scharfsinnigen Quellenkritik untersucht. Das an Ergebnissen der Forschung überaus reiche Wallensteinwerk des tschechischen Historikers Pekar, dessen deutsche Ubersetzung 1937 erschien, und Srbiks „Wallensteins End?“ (2. Auflage 1952) suchen die Frage des Verrats, Welcher die Ermordung Wallensteins rechtfertigen sollte, zu klären. Selbst den beiden großen Historikern gelang kein stichhaltiges Endurteil. Auch die wohldurchdachten Argumente in Diwalds Plädoyer werden nicht unwidersprochen bleiben. Als Leopold I. das Prager Wallenstein-Palais besichtigte und einer seiner Begleiter es das Haus des Rebellen nannte, bemerkte der Kaiser: „Weißt du.es gewiß, daß Wallenstein ein Rebell war?“ Die Frage bleibt bis heute offen.
ENDE UND ANFANG. Österreich 1918/19. Wien und die Bundesländer. Von Ludwig Jedlicka. SN-Verlag. 130 Seiten und Bildteil. S 68.—Ein leichtes, doch inhaltsschweres Büchlein für jedermann, das jeder lesen soll, denn es handelt von der Zeitwende, in welcher die von uns erlebte Umwertung aller Werte einsetzt. Mit dem Untergang des Römischen Reichs beginnt das Mittelalter, und vor fünfzig Jahren endet mit der Zertrümmerung der Völkergemeinschaft im Herzen Europas die von der historischen Disziplin benannte Neuzeit. Noch hat die Weltwende, die ihr folgt, keinen Namen. Ende des alten und
SPANIEN IN DIESEM JAHRHUNDERT. Bürgerkrieg. Vorgeschichte und Auswirkungen. Von Rolf Reventlow. Europa-Verlag. Wien-Frankfurt-Zürich. 502 Seiten. S 243.20.
Die Legende stellt die Ereignisse nicht dar, wie sie waren, sondern wie sie gelesen werden sollen. Zumeist dient sie der Verherrlichung, so mit der Fahne des Siegers von Aspern auf dem allerschönsten Denkmal Wiens. Zu den Kräften, welche das nationale Erwachen beschleunigen, gehörte der auf der Legende beruhende Mythos, welcher bei allen Völkern anzutreffen ist. Die Engländer als Handelsvolk haben mit Zahlen nachzuweisen versucht, daß Napoleon durch Baumwolle, die Hauptquelle ihres Nationalvermögens, besiegt wurde, und es abgelehnt, aus dem unter Wellington sich brav schlagenden
Gleich nach dem Eintreffen der Nachricht von der jüngsten Erdbebenkatastrophe auf Sizilien begannen Caritas und das österreichische Rote Kreuz mit der Spendensammlung zur Hilfeleistung für das Unglücksgebiet. Schon einmal, zur Zeit, als Sizilien unter der Herrschaft des Doppeladlers stand, leistete Österreich nach einem Erdbeben in Palermo tätige Hilfe. Sizilien war unter Kaiser Karl VI. der Schauplatz eines zweijährigen Krieges. Die Spanier besetzten das im Utrechter Frieden dem Herzog von Savoyen zugesprochene Königreich. Palermo öffnete angesichts der spanischen Flotte, die eine