6795068-1971_06_14.jpg
Digital In Arbeit

Von Chruschtschow zu Maria Theresia

Werbung
Werbung
Werbung

Edward Crankshaw begründete seinen Ruhm mit Berichten aus Moskau im „Observer” und, auch ins Deutsche übersetzten, Büchem über Rußland, darunter die glänzende Biogra-.phie Chruschtschows. Rußlandmüde und vielleicht auch, um sich von der Zeitgeschichte und ihren drohenden Aussichten abzuwenden, richtete er den Blick in die Vergangenheit. Die vollkommene Beherrschung der deutschen Sprache, die ihm ermöglicht hatte, ein Buch über die Oestapo zu schreiben, bestimmte ihn, •Österreich, wo er sich wiederholt aufhielt, zum Gegenstand seiner historischen Studien zu wählen. Gleich nach dem Erscheinen seines Buchs „The Fall of the House of Habsburg”, das auch ins Deutsche übersetzt wurde („Der Niedergang des Hauses Habsburg”), wridmete er sich der Aufgabe, eine Biographie Maria Theresias zu schreiben. Wie so •viele englische Historiker, darunter Gibbon, Hume, Robertson, Carlyle und Macaulay, um nur einige zu nennen, hat auch Crankshaw keinen Lehrstuhl inne, aber auch er entspricht allen Anforderungen, die an den Geschichtsschreiber gestellt werden. Vielleicht war es Liebe auf den ersten Blick, die ihn an Maria ■Theresia band. Aber im langen Umgang mit ihr lernte er auch ihre schwachen Seiten kennen. Fem davon, zu idealisieren, spart er nicht an kluger Kritik und streut am richtigen Platz sehr bemerkenswerte Betrachtungen ein. Das in vortrefflicher Übersetzung vorliegende Buch gibt “ns ein von einem wahrheit-euchenden Historiker und feinfühlenden Seelenforscher gezeichnetes Bild der großen Frau, ihrer Umgebung und ihrer Zeit. Vor allem aber ist Crankshaw das Verdienst zuzuschreiben, dem Engländer, dessen Vorstellung von Österreich wie von keinem anderen Land durch tendenzdöse Darstellung verfälscht wurde, Keimtnis davon, wie es in der Monarchie wirklich aussah, zu übermitteln.

MARIA THERESIA. Von Edward Crankshaw. Axel-Juncker-Verlag, München-Zürich-Wien. 339 Seiten, mit vielen Bildern. DM 32.—.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung