ArztAusbildung gegen geld

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Rund 11.400 junge Menschen haben sich letzte Woche dem Aufnahmeverfahren für das Medizinstudium an einer der vier öffentlichen Medizin-Unis in Österreich gestellt, um einen der 1560 Studienplätze zu ergattern. Für einige, die es nicht schaffen und über den nötigen finanziellen Background verfügen, gibt es nun in Wien eine Alternative: Wie die Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) kürzlich mitgeteilt hat, wird sie ab September auch ein Studium der Humanmedizin im Programm haben. Das Kontingent umfasst 180 Studienplätze, die Kosten belaufen sich auf 11.000 Euro pro Semester.

Das passt nur gut zum erstaunlichen Expansionskurs der SFU, die mittlerweile auch in Paris, Berlin, Mailand und Ljubljana präsent ist. Und es passt gut zum europaweiten Trend, wonach Medizin-Studien als viel versprechendes Geschäftsmodell für Privatuniversitäten entdeckt wurden. Denn für Europa wird großteils ein Ärztemangel prognostiziert; die Job-Aussichten für werdende Mediziner wirken rosig. Für dieses neue Geschäftsmodell werden daher teils trickreiche Konstruktionen umgesetzt: Seit 2013 etwa können deutsche Numerus clausus-Flüchtlinge in Kassel ein Studium der Universität Southampton absolvieren; und in Nürnberg bietet seit letztem Jahr die Salzburger Paracelsus-Privatuniversität den Weg zum österreichischen Titel "Dr. med. univ.". Das funktioniert nicht zuletzt deshalb wunderbar, weil die EU-Mitgliedsstaaten die Studienabschlüsse für Ärzte wechselseitig anerkennen.

Die SFU ist neben der Paracelsusund der Landsteiner-Uni in Krems die bislang dritte private Hochschule, die in Österreich ein Medizin-Studium anbietet. Dass man es hier mit den Leistungsstandards nicht so genau nimmt, weil man die Arztausbildung eben auch mit Geld erwirbt, ist ein derzeit haltloser Verdacht. Die Gefahr eines Qualitätsverlusts wird jedoch umso größer, je mehr Privatunis in den Wettbewerb einsteigen -und dabei eventuell ihre zahlungskräftige Klientel bei der Stange zu halten versuchen. Die Akkreditierungsagentur im Wissenschaftsministerium ist jedenfalls zunehmend gefragt, die Qualitätssicherung der Ärzteausbildung mit Verantwortung wahrzunehmen.

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