"Letztlich wird der Markt entscheiden"

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Mit Böhler-Uddeholm-Generaldirektor Claus Raidl steht nach zwei Universitätsprofessoren seit Jänner erstmals ein Wirtschaftsmann an der Spitze jenes Gremiums, das für die Anerkennung von Fachhochschul-Studiengängen verantwortlich ist. Im furche-Gespräch skizziert Raidl seine Pläne für die heimischen FHs.

die furche: Sie bezeichnen sich als "Fachhochschul-Fan". Warum?

Claus Raidl: Erstens gibt es bei jedem FH-Studiengang eine Bedarfs- und Akzeptanzanalyse. Es werden also nur Studiengänge genehmigt, wo wir wissen, dass die Absolventen in der Wirtschaft einen Posten bekommen. Zweitens bieten wir nicht nur eine praxisorientierte Ausbildung auf Hochschulniveau, sondern auch eine fokussiertere Ausbildung. Das ist für die Wirtschaft sicher nicht von Nachteil. Drittens - und das ist die Zukunft des Universitätswesens überhaupt - haben die Fachhochschulen Gesellschaften des öffentlichen oder privaten Rechts als Träger und werden gemischt finanziert. Länder, Gemeinden, Kammern oder Privatpersonen können sich beteiligen. Wir kommen natürlich in eine Konkurrenzsituation mit den Unis, und das ist gut so. Letztlich wird der Markt entscheiden.

die furche: Von universitärer Seite wird oftmals die Verschulung an den FHs kritisiert.

Raidl: Natürlich sind die FHs verschult, wie im amerikanischen und angelsächsischen Raum die Colleges. Ob das ein Nachteil ist oder nicht: Es ist sicher wirtschaftlicher. Das Problem der Universitäten sind ja nicht nur die langen Studiendauern, sondern auch die hohe Zahl von Inskribenten im Verhältnis zu den Absolventen. Da liegen wir innerhalb der OECD im untersten Bereich.

die furche: Ab Herbst werden an Fachhochschulen auch sechssemestrige Bakkalaureatsstudien möglich sein. War das Ihr Wunsch?

Raidl: Ursprünglich war ich ein Gegner dieses Studiums, weil ich gesagt habe, man soll doch die Leute animieren, einen ordentlichen Abschluss zu machen. In der EU hat man sich aber auf das dreistufige System Bakkalaureat - Master-Degree - Doktorat geeinigt. Würden die FHs in Österreich kein Bakkalaureat einführen, wäre der Magister oder Diplomingenieur FH der Erstabschluss und würde EU-weit als Bakkalaureat eingestuft. Hier hätte der Absolvent Nachteile.

die furche: Im Herbst werden an den Unis Studiengebühren eingeführt. Werden die FHs nachziehen?

Raidl: Alle Träger von FH-Studiengängen werden eine Studiengebühr von 5.000 Schilling verlangen. Dass die Studenten etwas bezahlen müssen und ins Kundenverhältnis kommen, wird die Konkurrenz zu den Unis fördern. Wir haben jetzt 11.000 Studenten und wollen das bis 2004/05 verdoppeln. Der Erfolg zeigt sich schon: Jeder Bezirk will eine Fachhochschule. Unser Grundsatz lautet aber: Verdichtung bestehender Standorte statt Eröffnung neuer. Wir müssen im Auge behalten, was gut für die Fachhochschul-Absolventen ist, nicht für die Region. DH

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