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In der Nahaufnahme liegt die Macht. - Das musste der nach dem Watergate-Skandal 1974 unrühmlich abgedankte Präsident Richard Nixon mehrmals erfahren. "Hätten mich die Leute nur im Radio gehört, hätten sie mir jedes Wort geglaubt", sagt er einmal in "Frost/Nixon". - "Aber die Fernsehkameras zeigten den Schweiß auf meiner Oberlippe." Drei Jahre lang hatte sich Nixon damals jeglicher Entschuldigung enthalten. Dann kam David Frost, ein britischer TV-Entertainer, der sich aus dem ersten "Exklusiv-Interview" mit Nixon eine Geldquelle versprach. Der rhetorisch perfekt geschulte Nixon erhoffte sich öffentliche Rehabilitation. Doch Frost musste erst einmal aus eigener Tasche zahlen: Niemand war bereit, sein Vorhaben zu finanzieren. Der britische Drehbuchautor Peter Morgan hat dieses Medienereignis bereits 2006 zu einem erfolgreichen Theaterstück verarbeitet und es nun mit Regisseur Ron Howard für die Leinwand adaptiert. Wie auf der Bühne stehen sich die exzellent agierenden Schauspieler Frank Langella (als Nixon) und Michael Sheen (als Frost) gegenüber. Morgan, der bereits in "The Deal" sein Gespür für die menschliche Seite der Macht bewies, zeichnet die Opponenten detailliert und überzeugend. In der Atmosphäre eines Kamera-vor-Kamera-Kammerspiels endet der verbale Boxkampf in den ersten drei Runden eindeutig als "Nixon/Frost". Es ist ein Zugeständnis an das anvisierte Mainstreampublikum, dass Howard weder einen politischen noch psychologischen Film drehte. Dem vorhersehbaren Schnitt fallen die Figuren oft in den entscheidenden Momenten zum Opfer. Eine spekulative Sequenz über ein privates Telefonat zwischen Nixon und Frost drängt überzogen auf die kathartische Wende: In der vierten Interviewrunde, die 1977 mit 45 Millionen Zusehern die höchste je gemessene Einschaltquote für ein US-Polit-Programm erhielt, entlockte Frost Nixon jenen Satz: "Wenn der Präsident das macht, ist es nicht illegal." Und es war die sofort folgende Nahaufnahme auf Nixons Gesicht, in der sich seine erstmals einsetzende Selbsterkenntnis offenbarte. Übers Radio hätte er sich selbst geglaubt. (Alexandra Zawia)

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