Ein seltsames Bild von der EU

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Europa ist in Österreich kein Thema. Nachrichten aus Brüssel gelten beim Publikum als langweilig und uninteressant und deswegen sind sie in den Medien Themen zweiter Klasse. Die Lösung scheint für viele auf der Hand zu liegen - einfach mehr europäische Themen bringen: Über eine generelle Zunahme der Berichterstattung würde sich die Europaskepsis ändern, dann würde die Wahlbeteiligung bei der EU-Wahl steigen, dann würde auch in Österreich klar werden, dass es bei der Europawahl um Wichtiges geht.

Klingt gut. Nur: Es stimmt nicht! Denn: Je mehr über Europa berichtet wird, desto negativer die Einstellung der Bevölkerung zur EU. In Österreich zeigt sich das (in Europa weitgehend singuläre) Paradoxon, dass sinkende Zustimmung zur EU (wie sie etwa regelmäßig im Eurobarometer gemessen wird) und steigende EU-Berichterstattung positiv korrelieren. Das kann wohl nur an der Art liegen, wie die EU öffentlich dargestellt wird. Inhaltsanalysen zeigen, dass der Fokus der EU Berichterstattung auf österreichischen Akteuren liegt, dass vorwiegend über Themen berichtet wird, die irgendeinen regionalen Bezug aufweisen und dass, wenn etwas über die EU gesagt wird, dann zumeist im Kontext von Kritik. Nicht nur im Boulevard, aber vor allem dort. Kein Wunder also, dass so etwas wie europäisches Bewusstsein kaum entstehen kann.

So berechtigt die Rolle der Medien als 4. Gewalt auch in Bezug auf die EU ist, so problematisch scheint der enge Fokus und das oft einseitige Framing. Auch in diesem Kontext macht sich das Fehlen von Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung deutlich bemerkbar: Auf Basis von unvollständigen Informationen und unausgewogener Darstellung kann auch nur ein relativ seltsames Bild der EU entstehen. Ein Bild allerdings, das viel mehr Spiegel unserer Medienkultur als Abbild ist.

* Der Autor ist Kommunikationswissenschafter in Klagenfurt

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