Rimini Filmszene - © Stadtkino

Ulrich Seidls Rimini: Ein gar später Vater

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In seinem neuen Film „Rimini“ verlässt Ulrich Seidl die Pose des zynischen Beobachters und lässt Empathie nicht nur für den abgetakelten Schlagersänger Richie Bravo aufblitzen.

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In seinem neuen Film „Rimini“ verlässt Ulrich Seidl die Pose des zynischen Beobachters und lässt Empathie nicht nur für den abgetakelten Schlagersänger Richie Bravo aufblitzen.

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Man konnte, je länger und je erfolgreicher Ulrich Seidls Schaffen andauerte, ihn taxfrei zum Misanthropen des heimischen Filmemachens erklären. „Paradies: Liebe“ (2012) war da schon eindeutig, auch was die filmische Ausbeutung der afrikanischen Protagonisten dieses Werks betrifft, und erst gar die austriakische Freakshow „Im Keller“ (2014), in der dieser Regisseur alle seine Protagonist(inn)en mehr oder weniger monströs geraten ließ.

Doch schon „Safari“ (2016), das zunächst letzte Seidl-Opus über den Neokolonialismus via Safari-Touristen im Süden Afrikas, entfernte sich wieder von der nur mehr verzerrten Wirklichkeit zu politischen und existenziellen Fragestellungen, die weit mehr als „Misanthropie auf der Leinwand“ sind. Und nun kommt „Rimini“, der jüngste Seidl, Anfang der Karwoche ins Kino: Auch wenn die Passionszeit im religiösen Jahreslauf nur kurz andauert, passt dieser Film genau hier hinein.

Wer hätte gedacht, dass Seidl nicht nur der kunstvollen Zurschaustellung von Menschen zur Unterstreichung eigener Weltsichten und -bilder fähig ist, sondern dass er sich seinen Figuren auch mit einer bislang ungekannten Empathie nähern kann? Die Geschichte des in die Jahre gekommenen Schnulzensängers Richie Bravo, der im gleichermaßen nicht mehr taufrischen Adriabadeort Rimini sein Leben fristet, zeigt dies: Eine Altersexistenz, welche an ein vergangenes High Life nicht anschließen kann, sich aber dennoch an dem einen oder anderen kleinen Glück irgendwie entlanghantelt.

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