Kirche und Kommunikation

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"Der Einfluss der Medien in der heutigen Welt kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Die sich abzeichnende Informationsgesellschaft ist eine echte Kulturrevolution … Die Menschen kommen durch die Medien mit anderen Menschen und Ereignissen in Kontakt und bilden sich ihre Meinungen über die Welt, in der sie leben, ja sie bilden sich ihr Verständnis vom Sinn des Lebens. Für viele Menschen ist die Erfahrung dessen, was Leben ist, heute weitgehend eine durch die Medien vermittelte Erfahrung."

Die Botschaft des damaligen Papstes Johannes Paul II. zum 34. Welttag der sozialen Kommunikation (4.6.2000) macht deutlich: Die mediale Revolution verändert die Welt. Es kommt eben darauf an - wie er klug erkannte -, was in den Medien ist, und nicht, was "wirklich" ist.

Die katholische Kirche in Österreich scheint sich aber schwerer damit zu tun, die Medien als "Geschenke Gottes" (Miranda Prorsus 1957) anzunehmen. Dies zeigen nicht nur die Reaktionen auf öffentliche Kritik, sondern auch der weitgehend unkritische Umgang mit Medien. Auch wenn es wichtig scheint, möglichst viele Menschen zu erreichen, sollte man das redaktionelle Umfeld bedenken, in dem dies geschieht. Damit meine ich nicht nur die seltsame Kombination aus dem "Wort zum Sonntag" (im bunten Umschlag) und dem Angebot von "Naturhausbesuchen" (innen), sondern den Verzicht auf kritische Distanz zu ethisch fragwürdigen Praktiken im Journalismus generell. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel, vor allem wenn diese Mittel auch wesentlich zur Sinnstiftung und Identitätsbildung beitragen. Ein spirituelles und ethisches Ankommen in der Mediengesellschaft heißt nicht nur, sich der Medien angemessen zu bedienen, sondern auch, sich ihrer sozialen und kulturellen Rolle bewusst zu werden. Die Differenz von Sein und Sollen ist auch in der Mediengesellschaft aufrechtzuerhalten: gerade von der katholischen Kirche, oder?

* Der Autor ist Kommunikationswissenschafter in Klagenfurt

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