Konfrontation mit dem Unbekannten

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Ang Lee, 1954 in Thailand geboren, lebt seit seinem Filmstudium in den USA und wurde mit Filmen wie "Sinn und Sinnlichkeit“ oder "Tiger and Dragon“ bekannt. Für "Brokeback Mountain“ erhielt er den Regie-Oscar.

Die Furche: Yann Martels Bestseller "Life of Pi“ galt als unverfilmbar. Was hat Sie dazu gebracht, es dennoch zu tun?

Ang Lee: Wahrscheinlich die unglaubliche Herausforderung, etwas Unmögliches zu versuchen. Das Buch erforscht die Kraft der Illusion. Es wertschätzt das Abstrakte, also Dinge, die man nicht beweisen kann, den Glauben. Das kommt mir als Regisseur ziemlich nahe, denn ich sehe mich als Geschichtenerzähler, als jemand, der Illusionen verkauft.

Die Furche: Wie bewerten Sie den Aspekt Religion im Plot?

Lee: Das Buch bietet die Gelegenheit, sich Gedanken über Gott zu machen, nicht über Religion, sondern Gott, und zwar in einer sehr abstrakten Weise. Niemand kennt Gott oder weiß, was das ist. Ich glaube, das, was wir Gott nennen, ist eigentlich unsere emotionale Verbindung zu diesem Unbekannten. Unbekannt deshalb, weil man die Existenz Gottes nicht wissenschaftlich beweisen kann. Gott hat noch nie zu mir gesprochen, ich habe auch keine Wunder erlebt. Aber mich fasziniert das Unbekannte, und ich glaube zu wissen, was Glaube ist. In "Life of Pi“ ist es diese Konfrontation mit dem Unbekannten, diese Hoffnung auf Rettung und die Todesangst gegenüber dem Tiger, die uns interessiert. Ich habe keine Antwort, was Gott und was Glaube sind. Aber ich möchte mit dem Film zumindest das Gefühl ermöglichen, sich davon berühren zu lassen.

Die Furche: Sind Sie ein religiöser Mensch?

Lee: Heute nicht mehr. Ich wurde christlich erzogen, weil meine Mutter Christin war und mich jeden Sonntag zur Kirche schleppte. Ich musste als Kind vier Mal täglich beten, bis ich 14 war. Irgendwann begann ich aber, das zu hinterfragen. Ich bezeichne mich nicht als religiös. Eher als Agnostiker.

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