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Wachauer Füße Peter Janisch, acht Jahre Intendant der Raimundspiele in Gutenstein hat ein neues Betätigungsfeld gefunden: die heuer gegründeten Komödienspiele Weissenkirchen. Spielort ist mit dem Teisenhoferhof eine Stätte mit Theatertradition. Wo bislang Opern zur Aufführung kamen, möchte der neue Intendant und Regisseur in Zukunft "die besten Komödien der Weltliteratur" (Programmheft) zeigen. Mit Johann Nestroys "Der Talisman" setzte er einen schwungvollen, respektablen Anfang.

Wohltuend schlicht fügt sich Manfred Tschernes Bühnenfläche in das wunderschöne Ambiente des Renaissancehofes. Im Ensemble erweist sich Markus Strahl als echter Glücksgriff. Ohne Sentimentalität, mit beeindruckender Präsenz verkörpert er einen ruppigen, manchmal zynischen, aber auch sehr symphatischen Titus Feuerfuchs. Mit beiden Füßen auf der Erde steht Claudia Rohnefelds Salome Pockerl und lebenspralle farbige Typen sind auch der Plutzerkern von Wilhelm Seledec, die "Witwen" von Ulli Fessl, Christine Renhardt und Inge Toifl. Überflüssig ist lediglich das zeitweilige Stammtischniveau der Couplets.

Annemarie Klinger Wiener Wirbelsäule Abermals erwies sich das Wiener Semperdepot als idealer Spielort für zeitgenössisches Musiktheater, diesmal für Wolfgang Rihms Kammeroper "Jakob Lenz". Die ungewöhnliche Instrumentierung - sechs Bläser, drei Violoncelli, ein Schlagwerk sowie ein Cembalo - und die namenlosen Sechs Stimmen erzeugen im ovalen, schätzungsweise an die zwanzig Meter hohen Treppenhaus sphärische Klänge, die sowohl an das 18. Jahrhundert als auch an den Soundtrack eines schrägen Science Fiction-Films aus, sagen wir, dem Jahr 1973 erinnern. Im Rahmen des Festivals "Klangbogen Wien" realisierte nun das Amadeus Ensemble unter Walter Kobera das 1979 uraufgeführte, musikalisch radikale Werk.

Der überragende Adrian Eröd in der Partie des Sturm und Drang-Dichters, der dem Wahnsinn anheimfällt, zieht alle Stimmregister und spielt wie ein Berserker. Auch Steven Gallop und Erik Arman als Pfarrer beziehungsweise Freund, die Lenzens geistigem Verfall hilflos zusehen müssen, leisten Beachtliches. Regisseur Kaspar Holten ist es gelungen, viel Spannung in das handlungsarme Stück zu bringen. Eindrucksvoll ist auch die riesige Wirbelsäule, die bis zur Decke emporragt; warum sie dasteht, ist ein Rätsel - die Installation sieht aber toll aus.

Michael Krassnitzer Kärntner Ohr Seit 40 Jahren gibt es die Komödienspiele Schloß Porcia in Spittal/Drau, und wen die Sehnsucht nach der Theaterwelt gepackt hat, der ist dort gut aufgehoben. Drei Stücke zeigen die Spielarten der Heiterkeit: In Nestroys "Früheren Verhältnissen" zünden Raketen des Wortwitzes, während Lessings "Minna von Barnhelm" mit fein gezeichneten Charakteren nachdenklich macht.

Schließlich vereinigen sich in Feydeaus "Floh im Ohr" gallischerCharme mit Schweizer Präzision zu atemberaubender Turbulenz. In praktikablen Bühnenbildern, stilgerecht und elegant kostümiert, agiert das bewährte Ensemble, geführt von den Regisseuren Peter Pikl (er brilliert auch in einer Doppelrolle), Klaus Gmeiner und Guido Huonder. Sie versuchen keine Neudeutung, sie vertrauen den Texten und ihrem Team, das man geschlossen vor den - fehlenden - Vorhang bitten möchte. (Bis 2. September) Christa Höller

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