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Vor dem Schloß Das Wichtigste für einen Dichter ist die Phantasie. Ohne sie ergreift das weiße, unbeschriebene Blatt Papier die Macht über den ratlosen Schreiber. "Die gefesselte Phantasie" heißt ein selten gespieltes Stück von Ferdinand Raimund, das zur Zeit auf der Sommerbühne in Gutenstein gespielt wird. Raimunds Stück mutet sehr persönlich an, denn der Phantasie ist seine dichterische Produktivität zu verdanken. Die bösen Zauberschwestern Vipria und Arrogantia - Hochmut und Widerwärtigkeit - fesseln die bunte Phantasie, so daß kein Dichter mehr einen Einfall hat. Die Phantasie muß frei sein, um dichterische Flügel zu verleihen. In Gutenstein ist die Inszenierung von Marcus Strahl recht ordentlich geraten. Vor der romantischen Kulisse des Schlosses Hoyos wurde den Besuchern eine stimmige Aufführung in althergebrachter Raimund-Manier geboten. Raimunds Allegorienspiele kommen zur Geltung, von den Darstellern hinterließen vor allem Claudia Rohnefeld als "poetische Phantasie" und Stefan Paryla-Raky als Nachtigall einen guten Eindruck. Ein angenehmer Sommerabend mit Raimund. (Bis 22. August, Telefon 02634/7222 und 8500/auch Fax) Matthias Greuling In der Burg Irische Dramatiker schreiben in einer Mischung aus Verzweiflung und Lebensfreude über eine unausweichliche Realität. Als John W. Synge seinen "Playboy of the Western World" publizierte, kam es zu einem Skandal. Nun hat die Theatergruppe k. l. a. s. dieses Stück in hochdeutscher Übersetzung für die Kärntner Heunburg gewählt: kein Skandal, sondern ein großer Erfolg, obwohl die Bitterkeit des Werkes erhalten geblieben ist. Unter dem Titel "Der Held des Westens" entfaltet sich die tragische Komödie eines jungen Mannes, der für einen Mörder gehalten und dafür bewundert wird. Der Spielort ist ein Turmzimmer in der alten Burg, die Steinmauern sind die passende Kulisse, und gespielt wird, daß es eine Freude ist. In der Regie von Augustin Jagg brillieren die Darsteller mit nuancenreichen, ausgezeichnet gesprochenen und gestalteten Rollen. Hervorzuheben sind Max Mayer in der Titelrolle für seine überzeugende Wandlungsfähigkeit und Klaus Rodewald als illusionsloser versoffener Wirt. Nebenrollen gibt es eigentlich nicht. (Bis 28. August, Telefon und Fax 04232/44 60 750) Christa Höller Im Schloßhof Spritzig, leicht, zeitlos: Nestroys "Talisman" bei den Schloßspielen in Kobersdorf im Burgenland ist Sommertheater, wie wir es alle kennen. Die gewitzte Posse um Rotschöpfe und Perücken, Vorurteile und Liebe kommt in der Regie von Rudolf Kautek allerdings nur langsam in Fahrt, die brave Inszenierung bremst die hervorragenden Schauspieler.

Johannes Krisch als Titus Feuerfuchs kocht mit dem Schmäh eines Schlawiners und "Meidlinger L" die Damen Gautier, Ramhapp und Seids ein, bevor er seine wahre Liebe erkennt: Katharina Pichler fegt temperamentvoll als tolpatschig-naive, aber sehr resolute Salome Pockerl über die Bühne des Schloßhofes, deren puppenstubenhafte, enge Gestaltung nicht mit dem offenen Ambiente des Gebäudes harmoniert. Ein Theaterabend, der glatt abläuft: Nestroy hätte Gefallen an dieser Aufführung gefunden, wenngleich er selbst das Stück wohl moderner inszeniert hätte. (Bis 14. August, Auskünfte: Telefon 02682/66211 oder Fax 02682/6621014) Elisabeth Konrath

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