Ein Land wird zur Bühne

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Niederösterreich bietet wieder einen flächendeckenden Theatersommer.

Die ganze Welt ist Bühne" heißt es bei Shakespeare, und in die gleiche Kerbe schlug Arthur Schnitzler: "Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug." Berufsmäßiges oder zumindest halbprofessionelles Theater bekommt man freilich nur im Sommer fast in jedem Winkel des Landes geboten. Im rot-weiß-roten Kernland beginnt das traditionelle "Theaterfest Niederösterreich", das im Vorjahr 236.460 Besucher zählen konnte und heuer 17 Spielorte mit 24 Produktionen vereint, am 24. Juni in Berndorf.

Am gleichen Tag startet auch "Art Carnuntum", das sich stolz "Welttheaterfestival 2004" nennt, mit einem "Fest für Athen", die Heimstätte des Theaters. "Art Carnuntum" hat sich dem klassisch-griechischen Theater verschrieben und präsentiert heuer auf Schloss Petronell drei hochkarätige fremdsprachige Gastspiele, die freilich nur ein- oder zweimal zu sehen sind: am 28. und 29 Juni das famose "La MaMa Theater New York" mit den "Troerinnen" des Euripides, am 9. und 10. Juli das Istituto Nazionale del Dramma Antico mit der "Weiberversammlung" des Aristophanes" und schließlich am 25. Juli eine spanische "Medea".

Viele Sommerproduktionen haben ein besonderes Ambiente zu bieten, Freilichtathmosphäre im Umfeld prächtiger Natur- oder Architekturkulissen, Räumlichkeiten, die nur zur Sommerzeit ausgiebig für die dramatische Kunst genutzt werden. Veranstalter und Publikum scheinen sich weit gehend darin einig zu sein, dass der Sommer die Zeit der gefälligen Unterhaltung, weniger des Tiefganges oder der Regieexperimente ist. So regiert vor allem heitere Kost den Spielplan. Auch in puncto Inszenierung dürften vor allem die Produktionen von Felix Dvorak in Berndorf (nach Hofmannsthal/Molière) und Mödling (Labiche) in diese Kerbe schlagen, aber auch die Premieren in Haag und Laxenburg.

Aus allen Angeboten ragt wieder einmal Reichenau heraus, das sich heuer auf fünf - wie üblich seit Wochen ausverkaufte - Inszenierungen steigert. Auf Nicholas Ofczarek als Titus Feuerfuchs, auf Schnitzlers "Weites Land" in Starbesetzung, auf Maria Happels Regie bei Tschechows "Kirschgarten" und auf Helmut Peschinas Bühnenfassung der "Schachnovelle" von Stefan Zweig darf man besonders gespannt sein. Noch eine Literatur-Dramatisierung macht neugierig: Umberto Ecos "Der Name der Rose" wird heuer vor der Kulisse von Stift Melk (wo ja Ecos Erzähler, der Mönch Adson, angeblich lebte) über die Bühne gehen. Mehr als Unterhaltung wird sicher auch in Perchtoldsdorf geboten: Janusz Kica inszeniert Horváths "Kasimir und Karoline".

Etliche Spielorte haben sich bewusst seit Jahren bestimmten Autoren oder Schwerpunkten verschrieben. Einen interessanten Weg geht dabei Altenburg mit weniger bekannten Werken großer Autoren - heuer steht Friedrich Schillers Komödie "Der Parasit" auf dem Programm. Auf Johann Nestroy setzt man beim Laienensemble in Schwechat, wo heuer unter der bewährten Regie von Peter Gruber die eher unbekannte Posse "Nur keck!" zur Aufführung gelangt, aber auch in Maria Enzersdorf, wo die Publikumslieblinge Elfriede Ott und Fritz Muliar bei zwei Einaktern Regie und Hauptrollen übernommen haben. In Gutenstein regiert Ferdinand Raimund, als dessen irdischer Sachwalter Ernst Wolfram Marboe "Der Diamant des Geisterkönigs" inszeniert - mutmaßlich als konventionellen Augen- und Ohrenschmaus.

Musiktheater

Auch Musiktheaterfreunde kommen auf ihre Rechnung: Während Gars und Klosterneuburg die Oper pflegen, vertrauen Baden und Langenlois auf die Operette. Amstetten spricht mit dem Filmstoff "Footloose" jüngere Musical-Fans an, Stockerau mit der Wiederaufnahme des Musicals "Willi Forst - Sag beim Abschied ..." ein eher reiferes Publikum. In Stockerau wartet Alfons Haider gemeinsam mit Erhard Pauer unter dem Titel "Es ist ein schönes Land" noch mit einem Streifzug durch das Werk Franz Grillparzers auf.

Abseits vom "Theaterfest" starten auf der Rosenburg unter Alexander Waechter und Birgit Doll mit "Hamlet" (Rafael Schuchter in der Hauptrolle) die "Shakespeare-Festspiele", in Weitra kann man dem langnasigen "Cyrano de Bergerac" begegnen.

Ob echte Duelle oder lediglich Wort-Gefechte auf der Bühne: Gelingt es dem Sommertheater, nicht nur publikumswirksam mit dem Säbel zu rasseln, sondern auch die feine Klinge zu führen?

Premierentermine

Theaterfest Niederösterreich 2004 (www.theaterfest-noe.at)

24.6. Berndorf:

Der Bürger als Edelmann

26.6. Baden: Friederike

26.6. Schwechat: Nur keck

1.7. Perchtoldsdorf:

Kasimir und Karoline

3.7. Laxenburg: Amphitryon

3.7. Reichenau: Der Talisman

4.7. Reichenau: Lacherfolge

6.7. Stockerau:

Es ist ein schönes Land

8.7. Reichenau: Schachnovelle

9.7. Reichenau: Das weite Land

10.7. Baden: Die Czárdasfürstin

10.7. Melk: Der Name der Rose

11.7. Klosterneuburg:

Die verkaufte Braut

13.7. Haag: Der eingebildete Kranke

14.7. Maria Enzersdorf: Frühere Ver- hältnisse & Der gutmütige Teufel

15.7. Reichenau: Der Kirschgarten

16.7. Gars: Cavalleria Rusticana &

I Pagliacci

17.7. Altenburg: Der Parasit

17.7. Baden: Die gold'ne Meisterin

21.7. Amstetten: Footloose

22.7. Gutenstein: Der Diamant

des Geisterkönigs

23.7. Langenlois: Die Zirkusprinzessin

27.7. Stockerau: Sag beim Abschied ...

5.8. Mödling: Wie du mir, so ich dir

Weitere Spielorte

Art Carnuntum (www.artcarnuntum.at): 28.6. Troerinnen

9.7. Weiberversammlung

25.7. Medea

Rosenburg

(www.shakespeare-festspiele.at):

2.7. Hamlet

Weitra (www.theatersommerweitra.at): 10.7. Cyrano de Bergerac

Theatersommer Gumpoldskirchen:

Bis 25. Juli an jedem Wochenende:

"Der Tor und der Tod"

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