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Visuelles Suchen

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Die Malerei war in den 50er Jahren keineswegs an ihrem Endpunkt angelangt. Das kraftvolle, farbenfrohe OEuvre des Niederländers Karel Appel umfaßt nun fast ein halbes Jahrhundert. Es zeigt, daß die Malerei umgeben von Minimal Art und Concept Art doch überlebt hat. Appel, berühmt als Mitbegründer der Künstlergruppe COBRA, zählt zu den konsequentesten Malern nach 1945. Wie sein großer Landsmann Vincent van Gogh liebt er leuchtende Farben, pastos auf die Leinwand aufgetragen.

Die Bawag Fondation widmet dem heuer 75jährigen nun eine kleine, aber exklusive Betrospektive. Zu sehen sind neben neun ausgewählten Ölgemälden, graphische Arbeiten, großteils zwischen 1950 und 1965 entstanden.

Appel versteht seine Kunst als visuelles Suchen, als malerisches Abenteuer ins Ungewisse:' „Ich beginne immer mit dem Chaos und baue von dort aus eine Form auf, mit der etwas zum

Vorschein kommt, das auf halbem Weg zwischen Chaos und Ordnung

Seine Bilder beziehen ihre Faszination aus der Balance von Gegensätzen, wie an einem der hervorragendsten Gemälde der Ausstellung „Kopf in einer Landschaft" (1964) zu sehen ist. Das Bild lebt durch das Wechselspiel von farbigen Flächen und feinen Linien genauso wie durch den Übergang von gegenstandsorientierter zu abstrakter Darstellungsweise. Eine Stärke der Ausstellung ist die räumliche Gegenüberstellung von großen Ölgemälden und kleineren Papierarbeiten. Sie macht die Vielfalt der Künstlerpersönlichkeit Appel deutlich und zeigt zugleich, daß seine Handschrift in jedem Medium unverwechselbar bleibt. Im oberen Stockwerk der Schau findet sich ein Schlüsselwerk: Das 1965 entstandene Porträt eines Saxophonisten mit dem Titel „Jazzmusiker". Zum Jazz hat der großteils in New York lebende Künstler ein nahes Verhältnis. An ihm schätzt Appel das Element der Improvisation als Basis künstlerischen Schaffens - es ist seiner Malweise verwandt.

Die Ausstellung ist nicht nur ein sinnliches Farberlebnis. Sie macht auch die Bedeutung des Niederländers für die österreichische Kunst-szene erkennbar. Appels Einfluß spiegelt sich in den Arbeiten der „Wirklichkeiten" wie von Franz Bingel und Peter Pon-gratz bis zu den Bildern der „Neuen Wilden". Bis 31. August

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