Politisch, kritisch und moralisch

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Es ist kein Schauspiel im üblichen Sinn: Neun Personen referieren Texte, kommentieren Passagen von Gesetzen und bieten Anleitungen, wie man Flüchtlingen am besten helfen kann -auf Wegen der Illegalität, wenn nichts anderes möglich ist; mit einem Fuß im Kriminal. Zivilcourage bis zur Selbstaufgabe.

Die Schauspieler haben für diese Uraufführung von Maxi Obexers Stück "Illegale Helfer" zunächst das Schauspielhaus Salzburg verlassen und sich in der Stadt in der Realität der Flüchtlinge, in ihren Unterkünften und im Gestrüpp von Paragraphen umgesehen. Das Fazit nach Ablehnung von Anträgen, der Suche nach einem Status für jene, die nirgends hinkönnen, für medizinische Versorgung in der Illegalität: "Angst macht dich wütend."

Gesetze zu verletzen, um anderen zu helfen, ist nicht alltägliches Geschehen, nicht jedermanns Sache, aber vielleicht ein moralisches Muss? Denn eigentlich: "Warum sollte es mich angehen?" Deswegen wohl, weil Menschenrechte von formaler Gesetzgebung verletzt werden. Bleibt die Frage: "Was, wenn ein Staat nicht menschlich ist?"

Es sind auch Anleitungen zur Hilfe in diesen Texten, die von den Schauspielern gesprochen werden, manchesmal wie ein antiker Chor, dann wieder einzeln, erzählend, wie es zugeht bei Ablehnung von Ansuchen und den Abschiebungen, die immer nachts stattfinden. Und dann das Glücksgefühl, wenn einmal Hilfe gelungen ist.

Don Giovanni: nicht beglückend

Die neun Frauen und Männer in Kapuzenjacken stehen eine knappe Stunde nebeneinander, ohne Aktion, mit dem Gesicht zum Publikum, sozusagen eine Mauer der Hilfe bildend. Peter Arp hat das Geschehen ohne große Gesten überzeugend auf die Bühne gebracht. Da ist diesmal das Theater als Institution politisch, nicht im Sinne des überstrapazierten Gutmenschentums, sondern mit gesellschaftlichem Auftrag, gegen eine Strömung aufzutreten, die sich nicht um Menschenrechte kümmert.

Am Salzburger Landestheater bringt die Wiederaufnahme der "Don Giovanni"-Inszenierung von Jacopo Spirei eine fast vollständige Neubesetzung mit Ausnahme der Titelpartie, die Simon Schnorr anvertraut bleibt. Leporello ist der deutsche Bassbariton Florian Pock, der Commendatore der US-Bass James Moellenhoff, die Damen Lavinia Bini (Donna Anna), Tamara Gura (Donna Elvira) und Hannah Bradbury (Zerlina) werden im Lauf der Aufführungen stimmlich noch weiter wachsen, Raimundas Juzuitis ist Masetto und Kristofer Lundin muss mit der Partie des Don Ottavio zurecht kommen. Spirei hat gegen den Text inszeniert, beglückend kann man Inszenierung und auch die Aufführung eher nicht nennen.

Illegale Helfer

Schauspielhaus Salzburg, 28., 30.1.

Don Giovanni

Salzburger Landestheater, 23.1.

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