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Erste Linzer Premiere „Don Giovanni“

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Das Landestheater Linz eröffnete die neue Saison mit Mozarts „Don Giovanni“. An sich ein mutiges Unternehmen im Bezug auf die kurze Spanne, die uns von den Salzburger Festspielen trennt. Im großen und ganzen, das sei vorweg gesagt, konnte sich trotzdem die Aufführung sehen lassen.

Der neue Bariton, Ladislaus An- derko, der genügend Eigenschaften für den eleganten Frevler, der ständig auf der Jagd nach neuen Erfüllungen ist und dessen Spannweite von nackter Brutalität bis zur eleganten Verführungskunst reicht, war mehr oder weniger der „rote Faden“ in dieser Aufführung. Er sieht gut aus, spielt ausgezeichnet und seine Stimme wirkt echt baritonal, überrascht durch Breite in der Mittellage und hat im Ausdruck immer einen Schuß Herz bereit; er war ein Don Giovanni, wie man ihn sich an einer mittleren Bühne nicht besser vorstellen kann. Erfreulich auch der Gast, Robert Granzer, als Leporello, emsig beschäftigt und im Aus

In der Galerie nächst Sankt Stephan zeigt Joannis Avramidis in den nächsten Wochen einige seiner neuesten Plastiken sowie Bronzegüsse und Modelle aus den Jahren nach 1959. Avramidis, 1922 als Sohn griechischer Eltern in Batum geboren, seit 1943 in Wien, hat in den letzten zehn Jahren seinen unverwechselbaren Skulpturenstil entwickelt: Als Grundlage und Aus-, gangspunkt diente ihm dabei ehe Erkenntnis, daß bei mehrmaligem Durchschneiden eines Körpers sich die Schnittflächen entscheidend verändern. Aus Segmenten baut er seine Gestalten, vollkommen organisch, nach strengen Erschaffungsformeln, die von vornherein jeden Zug zum Expressiven, zur manieristisch-über- treibenden Gebärde unmöglich machen. Das plastische Gesamtvolumen ergibt sich aus präfabrizierten Teilen, wird aus diesen frei nachgeschaffen. Durch- und Querschnitte, die sich zu stets sichtbar bleibenden Konstruktionsgerüsten zusammenfügen, beleben die sonst entweder glattpolierten oder von Materialstrukturen gezeichneten Flächen. Gefühl, Emotionen, artistisch-dekoratives Arrangement und formale Spielereien sind diesen Werken stets fremd.

druck stark. Leider ist er mehr Bariton als wie Baß, was sich für die Komik etwas nachteilig erwies. Mit viel Volumen und Qualität sang ausdrucksstarr Takao Okamura den Komtur. Nicht schlecht, vielleicht etwas zu burschikos, Günter Gützlaff als Masetto. Dann wäre noch Heide Maria Ferch zu nennen, die ihre exquisit schöne, etwas für die Elvira zu dramatische Stimme richtig mozartisch einzusetzen verstand. Die übrigen: Hans Krotthammer (Ottavio), Nina Negovits (Donna Anna) und die bildschön aussehende Janet Perry (Zerline) waren größtenteils überfordert und zum Teil auch etwas abfallend.

Regie führte Federik Mirdita. Er wählte die Felsensteinsche Fassung die den Don Juan mehr zum Empörer gegen das Konventionelle macht und auch die gesellschaftlichen Klüfte, ich denke da vor allem an die Szene Don Giovannis mit dem frischvermählten Bauernpaar, scharf herausarbeitet. Seine Spielführung besaß Tempo, ging konform mit der Musik und achtete auch auf wirkliche Menschengestaltung. Nicht so ganz im Einklang dazu standen Hannes Raders Bühnenbilder. Die musikalische Leitung hatte Professor Kurt Wöss inne, der sehr bemüht war, den anfangs etwas schwankenden Kontakt mit der Bühne nicht nur fest in die Hände zu bekommen, sondern auch die kühne Ornamentik Mozarts sinnlich bestimmt und greifbar zu machen. Der verdiente Premierenapplaus blieb nicht aus.

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